Wolfgang Scholz

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22.01.2016 Der gelernte Werkzeugmacher lebt seit über 30 Jahren im "Exil" Kirchheim/Teck, ist DGB-Kreis-Vorsitzender und setzt sich als Betriebsratsvorsitzender für die Belange seiner KollegInnen ein.

Wolfgang (mit Fahne) nach erfolgreicher Arbeitsgerichtsverhandlung

Lieber Wolfgang, wie man hört, bist du kein Schwabe?!

Als Badener, geboren in Karlsruhe, lebe ich nun seit mehr als 30 Jahren hier in Kirchheim im "Exil". Wie B. Brecht es sagte: Verjagt aus gutem Grund, wegen niedriger Gesinnung. Das ist die Gesinnung der Niedrigen.

Seit fast 40 Jahren lebe ich mit meiner Frau zusammen, gemeinsam haben wir zwei Töchter.

Ich bin gelernter Werkzeugmacher mit der Weiterbildung zum Maschinenbautechniker. In der ehemaligen PEBRA GmbH, jetzt ein Betrieb des Magna Konzerns, war ich als Konstrukteur und als Techniker für Arbeitssicherheit und als Umweltbeauftragter tätig.

1. Mai in Kirchheim/Teck

Du bist seit 1971 Mitglied in der IG Metall. Warum bist du Gewerkschaftsmitglied geworden? Wie war das damals?

Beeinflusst durch die 68er Bewegung war mir klar, wenn man Veränderungen erreichen will, muss man sich organisieren. Gewerkschaften sind das Stärkste was wir Schwachen haben. Mich musste niemand werben. Nach der Studentenbewegung kam die Lehrlinks-Bewegung ins Rollen. Für bessere Ausbildung, für Lehr- und Lernmittelfreiheit, und die Freizeit nicht vergessen, die Forderung nach Jugendräumen, Jugendzentren in Selbstverwaltung.

In den vielen Jahren warst du immer aktiv. In welchen Ämtern/Funktionen setzt du dich zurzeit für die Interessen deiner Kolleginnen und Kollegen ein?

Seit mehreren Jahren bin ich Vorsitzender des Betriebsrates der DECOMA (Germany) GmbH in Altbach. Ziel war und ist die Kolleginnen und Kollegen immer in den Prozess mit einzubeziehen. Des Weiteren bin ich Mitglied in der Delegiertenversammlung der IG Metall Esslingen.

Wolfgang (Mitte) auf IGM Esslingen Sommerfest - 2015

Und dann gibt es ja auch noch dein Engagement für den DGB ...

Auf den Punkt gebracht: Aufgabe der Mitgliedsgewerkschaften des DGB ist, sich in den Betrieben und Verwaltungen für die Interessen ihrer Mitglieder einzusetzen. Für Forderungen, die über die Betriebe und Verwaltungen hinausgehen, ist meines Erachtens der DGB zuständig. Meiner Meinung nach muss der DGB das politische Sprachrohr der Einzelgewerkschaften sein.
Deshalb braucht es auch engagierte Menschen im DGB. Nach jahrelangem Engagement im Ortsverband Kirchheim bin ich seit dem vergangenen Jahr auch Vorsitzender für den Kreis Esslingen.

Liegt dir eine deiner Funktionen ganz besonders am Herzen?

Mit dem DGB-Ortsverband kann ich mich konkret in die Politik vor Ort einmischen und gewerkschaftliche Standpunkte setzen. Z.B. führten wir im Bündnis mit anderen politischen Verbänden über zwei Jahre lang wöchentliche Aktionen gegen den Stuttgarter Tiefbahnhof durch. Zur Zeit arbeiten wir im Kirchheimer Bündnis gegen TTIP mit.

Seit mehr als 30 Jahren bin ich am 1. Mai in Kirchheim aktiv dabei. Erst als Helfer im Hintergrund, jetzt als Versammlungsleiter und Redner.

Wolfgang auf Kundgebung der IGM Esslingen am 20. Oktober 2010

Was war denn bisher dein persönliches gewerkschaftliches Highlight?

Sicherlich gibt es viele Ereignisse, die man hier anführen könnte. Wie Aktionen vorm Werkstor im Rahmen von Tarifauseinandersetzungen oder auch im Kampf zum Erhalt des Werkes. Das für mich Bedeutendste war aber eine große Demonstration in Kirchheim am Jahrestag der Reichspogromnacht. Auch damals ging es um die Deutsche Asylpolitik.

Welche Themen sollte die IG Metall deiner Meinung nach künftig angehen?

Arbeitszeitverkürzung bleibt weiterhin eine Forderung, die nicht vergessen werden darf. Jedoch Angst macht mir der spürbare Rechtsruck in Deutschland und in Europa. Dagegen müssen die Gewerkschaften gerade in den Betrieben und Verwaltungen deutliche Zeichen setzen.

Wolfgang Scholz

Natürlich interessiert uns auch, wie du deine Freizeit verbringst. Hast du neben deinem politischen Engagement Zeit für Hobbys?

Na ja, Kochen ist kein Hobby mehr, es ist längst Normalität.
Aber wer einmal argentinischen Tango getanzt hat, den lässt diese Sucht nicht mehr los.
Und für kleine und größere Fluchten aus dem Alltag steht für meine Frau und mich der Wohnwagen bereit.

Welches Buch hast du als letztes gelesen? (vielleicht auch warum / LieblingsautorInnen)

Das letzte wichtige Buch war "Die schützende Hand" von Wolfgang Schorlau. Neben den Klassikern wie Jack London, B. Traven, Erenest Hemingway und Upton Sinclair liebe ich politische Krimis, nicht nur von Schorlau, sondern ebenso von Dominique Manotti, einer ehemaligen Gewerkschaftssekretärin der CFDT, Philip Kerr und auch Martin Walker.

Welcher Film hat dich in letzter Zeit beeindruckt?

Ehrlich gesagt, ich bin kein großer Kinogänger. Beeindruckt hat mich aber der Film über das Leben von Che Guevarra und die Geschichte der kubanischen Revolution.

Wolfgang Scholz

Verrätst du uns dein Lebensmotto?

Für mich gilt: Sag nicht ich kann nicht, sag ich will nicht.

Gibt es etwas, was du schon immer mal sagen wolltest?

Trotz der momentanen politischen Entwicklung in Europa und der Welt wird die Warnung von Rosa Luxemburg "Sozialismus oder Barbarei" weiterhin ignoriert. Wir müssen die Welt ändern, sie hat es dringend nötig

Lieber Wolfgang, herzlichen Dank für deine interessanten Antworten!


Die Fragen stellte Heike Diesing.

Fotos Copyright: IG Metall Esslingen (außer das Grill-Foto = privat)

Anhänge:

Wolfgang (mit Fahne) nach einer erfolgreichen Arbeitsgerichtsverhandlung eines Kollegen

Wolfgang (mit Fahne) nach einer erfolgreichen Arbeitsgerichtsverhandlung eines Kollegen

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1. Mai 2015 in Kirchheim/Teck

1. Mai 2015 in Kirchheim/Teck

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Wolfgang auf Kundgebung in Esslingen am 20. Oktober 2010

Wolfgang auf Kundgebung in Esslingen am 20. Oktober 2010

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Wolfgang Scholz

Wolfgang Scholz

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Wolfgang (Mitte) auf Sommerfest der IGM Essslingen 2015

Wolfgang (Mitte) auf Sommerfest der IGM Essslingen 2015

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Wolfgang bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen

Wolfgang bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen

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Letzte Änderung: 22.01.2016