Unzufriedenheit bei Recaro wächst

25.08.2006 54 Mitarbeiter des Sitzherstellers Recaro in Kirchheim/Teck haben die Unterschrift unter den neuen Arbeitsvertrag zurückgenommen. Sie bringen damit ihre Unzufriedenheit mit der Haltung der Geschäftsleitung zum Ausdruck.

Seit Jahresbeginn arbeitet der Großteil der Beschäftigten mit neuen Arbeitsvertägen, die jeglichen Anspruch auf tarifliche Leistungen ausdrücklich ausschließen. Gut 40 der rund 350 Mitarbeitern haben den neuen Vertrag erst gar nicht unterschrieben, trotz massiver Beeinflussung durch das Unternehmen. Die IG Metall hat gegen den Geschäftsführer Kespohl deshalb auch Strafanzeige wegen Nötigung gestellt.

Die Kolleginnen und Kollegen, die nicht unterschrieben haben, wurden nach dem 1.1.2006 und werden auch heute noch materiell benachteiligt. Hiergegen laufen zahlreiche Gerichtsverfahren und die Firma hat inzwischen auch die erste Niederlage einstecken müssen: Der im Januar angeordneter Zwangsurlaub und ebenso auch die angeordnete Gleitzeitnahme werden dem Mitarbeiter wieder gutgeschrieben, die vorenthaltene VwL-Zahlung wird nachbezahlt und Arbeitszeiten über 35 Stunden pro Woche werden vergütet. Damit hat der Kollege auf der ganzen Linie sein Recht bekommen.

Während die erste Prozesswelle beim Arbeitsgericht angekommen ist, steht die nächste Welle bereits bevor: Jeder Beschäftigte, der sein Recht einklagt, bekommt von der Firma eine Änderungskündigung mit den neuen Vertragsbedingungen und gleichzeitig die Beendigungskündigung, für den Fall, dass der Mitarbeiter den Vertrag wieder nicht unterschreibt.

Nun ist die Zahl der Gegner des neuen Arbeitsvertrags um 54 auf fast 100 Personen deutlich gestiegen. Viele Mitarbeiter sind stinksauer. Von den Recaro-Beschäftigten wird Höchstleistung bei geringen Löhnen abverlangt und zum Dank gibt es jetzt tatsächlich eine Lohnerhöhung, von der Geschäftsleitung als großzügiges Geschenk verkauft, die deutlich unter dem Tarifergebnis der IG Metall liegt und die zudem auch noch einige Monate verspätet kommt.

Wenn alle Mitarbeitern, die jetzt ihren alten Vertrag wieder haben wollen, ihre Ansprüche einfordern, dann kommt eine dritte Prozesswelle auf die Geschäftsleitung zu. Und die Forderungen werden beträchtlich sein -angefangen bei 5 Stunden Zeitgutschrift pro Woche über die ERA-Strukturkomponente bis zur Auszahlung des ERA-Anpassungsfonds.

Die IG Metall hat der Geschäftsleitung angeboten, Verhandlungen über einen Haustarifvertrag aufzunehmen. Das Angebot wurde bislang von der Geschäftsleitung jedoch ausgeschlagen. Auf einer Mitgliederversammlung am 20. September wird die IG Metall beraten, welche weitere Maßnahmen ergriffen werden, um einen Haustarifvertrag durchzusetzen.

Letzte Änderung: 21.11.2007