Ein halbes Leben für die Revolution

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25.09.2015 Fritz Rück / Lesung mit Elisabeth Benz

Fritz Rück stand als junger Spartakist an der Spitze der württembergischen Novemberrevolution, die in Stuttgart schon eine Woche früher als in Berlin begann. Vom Musikpavillon auf dem Schlossplatz forderte er die Beendigung des Krieges und die Abschaffung der Monarchie. Er wurde Vorsitzender des ersten Arbeiterrates, ein Ministeramt in der neuen SPD-Regierung lehnte er ab.

Lange Zeit lebte er im Berliner Wedding, wo er mit seiner ersten Frau Dora eine kleine Buchhandlung betrieb. Dem Terror der Nazis entzog er sich durch Flucht. In 17 harten Exiljahren in der Schweiz und in Schweden konnte er sich eine neue Existenz aufbauen.

Mit seiner schwedischen Frau und vier Kindern kehrte er 1950 in das zerstörte Stuttgart zurück. Er erhielt eine Stelle als Redakteur der Gewerkschaftszeitung "Druck und Papier", 1955 wurde er zum Bundesvorsitzenden des Touristenvereins "Die Naturfreunde" gewählt. Wie alle zurückgekehrten Emigranten stieß er in der antikommunistisch geprägten Adenauerzeit auf Ablehnung und Skepsis. Die Gewerkschafts- und Arbeiterjugend faszinierte und prägte er durch seine integre Persönlichkeit und durch seine nonkonformistische Haltung. In seinen beiden so unterschiedlichen Lebenshälften brachte der Querdenker stets frischen Wind in die Arbeiterbewegung.

Der zunehmenden Verbürgerlichung der SPD standen in Stuttgart gleich drei "rote Fritzen" entgegen: Fritz Rück, Fritz Helmstädter und Fritz Lamm. Der Gewerkschafter und linke Sozialdemokrat Rück kämpfte in der Adenauerzeit vor allem gegen die Wiederaufrüstung und gegen die Atomindustrie.


Freitag, 9. Oktober, 20 Uhr

bei den ZeitGenossen, Strohstr. 28, 73728 Esslingen

Eintritt frei - es geht der Hut rum

Mitveranstalter: IG Metall Esslingen


Elisabeth Benz (Jahrgang 1948), Mutter, Hausfrau, Lehrerin bis zu ihrer Pensionierung am Margarete-Steiff-Gymnasium in ihrem Wohnort Giengen an der Brenz, trug in über 20 Jahren Vorarbeit eine ansehnliche Fülle von Materialien zusammen, wertete erstmals neue Quellen, Archivalien, unveröffentlichte autobiographische Manuskripte und Typoskripte aus dem Nachlass Rücks aus und interviewte zahlreiche Zeitzeugen.

Letzte Änderung: 24.09.2015