20. Angestelltenkonferenz der IG Metall

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21.05.2015 Neue Fragen. Neue Zeiten. Gemeinsam Wissensarbeit gestalten - unter diesem Motto diskutierten rund 350 KollegInnen vom 22.-24. April 2015 auf der bundesweiten Angestelltenkonferenz.

Für die IG Metall Esslingen nahmen Lisa Hasel (T-Systems) und Günter Hornung (Pilz) an der Konferenz teil und beteiligten sich an den Diskussionen um die Gestaltung von zukünftiger Arbeit in den Büros.

Die Digitalisierung krempelt die Büroarbeit grundlegend um. Doch wer wird am Ende von den neuen Möglichkeiten wie Crowdsourcing, Mobilarbeit oder etwa dem Open Office profitieren - nur Arbeitgeber? Diese Frage stellte Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, zur Eröffnung der 20. Angestelltenkonferenz. Denn mit der Digitalisierung verändern sich auch die Tätigkeiten der Angestellten in den Büros, in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Diese Beschäftigten machen in der Gewerkschaft inzwischen ein Viertel der neu aufgenommen Mitglieder aus. Die Konferenz gab Impulse, wie sich deren Interessen mit Blick auf die großen Umbrüche durchsetzen lassen.

"Heute haben viele ihr ganzes Büro in der Manteltasche", sagte Benner in Bezug auf Laptop, Tablet und Co. "Und es stimmt," fuhr sie fort, "die neuen Zeiten schaffen neue Freiheiten." Sie hätten etwa das Potenzial, uns von eintönigen Tätigkeiten zu befreien und uns mehr Souveränität bei der Wahl von Arbeitszeit und Arbeitsort zu verschaffen. Doch automatisch kommen solche Chancen den Beschäftigten selten zugute. Vor allem ohne Mitbestimmung kann aus vermeintlichen Freiheiten schnell eine Last werden. "Wenn ich in Zukunft gar nicht mehr die Wahl habe, ob ich Zuhause oder im Büro arbeite, weil mein Arbeitgeber meinen Schreibtisch eingespart hat, dann ist das keine Freiheit, sondern Zwang zur Heimarbeit", sagte Benner.

Mobilarbeit und Büroraumkonzepte waren zwei Schwerpunkte. Ein anderer war das sogenannte Crowdsourcing. Dabei werden Tätigkeiten über Internet-Plattformen an eine zumeist anonyme Menschenmenge (Crowd) "outgesourct". Doch auch hier lautet die Frage: Was bedeutet es für die Arbeitnehmer, wenn sie zu einer Nummer in einer virtuellen Werkstatt werden?

Andere Diskussionen, Workshops und Foren drehten sich um flexible Arbeitszeitgestaltung, Datenschutz unter dem Vorzeichen von "Big Data" und Weiterbildung. Eine interessante Podiumsdiskussion mit Jörg Hofmann und Betriebsräten fand zum Thema "Arbeitszeitgestaltung als Herausforderung für die Angestelltenarbeit" statt. Der 2. Vorsitzende kündigte eine breite Debatte zur Arbeitszeit für die zukünftige Tarifpolitik an.

Detlef Wetzel, der Erste Vorsitzende der IG Metall, sagte vor dem Hintergrund der derzeit viel thematisierten Industrie 4.0: "Seriöse Studien prognostizieren: Die nächste Automatisierungswelle wird die Büros treffen." Und zwar bei den Tätigkeiten, die leicht zu standardisieren seien. Dabei gehe es Unternehmen leider selten darum, die Beschäftigten von monotoner Arbeit zu befreien. "Es geht darum Kosten zu senken und Arbeit auszulagern, wo es nur möglich ist", sagte Wetzel. "Dabei verkrüppelt Wissensarbeit zusehends zu einer Organisationsaufgabe."
Einer der Trends: komplexe Entwicklungsarbeiten von Ingenieuren in immer kleinere Teilaufgaben zerlegen, sodass sie sich wie am Fließband bearbeiten lassen. Kreativität und zweckgerichtetem Denken wird dabei oft wenig Platz eingeräumt. "Es geht nicht um ein Bedrohungsszenario", stellte Wetzel klar. "Wir müssen nur genau hinschauen, was in den Unternehmen passiert, um rechtzeitig gestaltend eingreifen zu können."

Dazu forderte auch Christiane Benner auf: "Wir müssen den Wandel der Büroarbeit noch genauer unter die Lupe nehmen." Mit Forschungsprojekten - aber natürlich auch durch Gespräche mit den Beschäftigten. Unter anderem den Betriebsräten kommt die Aufgabe zu, daraus für die jeweiligen Belegschaften individuell passende Lösungen zu entwickeln. Vielerorts ist das über etwa Betriebsvereinbarungen bereits gelungen. Crowdwork, Mobilarbeit, Open Office, flexible Arbeitszeitmodelle - wenn die Bedingungen stimmen, dann gilt es, die neuen Chancen zu nutzen.

Von den Vorteilen des technischen Fortschritts sollen aber nicht nur Arbeitgeber profitieren. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen genau hinschauen und die Chancen dieser Entwicklungen für sie rechtzeitig wahrnehmen und den Wandel mit gestalten.

Letzte Änderung: 20.05.2015