Industrie 4.0
"Wenn Bauteile eigenständig mit der Produktionsanlage kommunizieren und bei Bedarf selbst eine Reparatur veranlassen - wenn sich Menschen, Maschinen und industrielle Prozesse intelligent vernetzen, sprechen wir von Industrie 4.0"
So lauten die ersten Zeilen der Homepage des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, auf der die "vierte industrielle Revolution" beschrieben wird.
Mit ähnlichen Worten leitete der Betriebsratsvorsitzende von Festo Didactic, Georg Falke, seinen spannenden Vortrag zu diesem Thema auf der Betriebsrätetagung im Gewerkschaftshaus ein. "Industrie 4.0 umfasst die komplette Wertschöpfungskette. Menschen, Maschinen und Objekte sind über das Internet vernetzt und es findet ein permanenter Datenaustausch statt", so Falke. Durch die Verschmelzung von digitaler und realer Welt käme es zu einem "Management von Systemen".
Spannend bei dieser Entwicklung sei die Frage, welche Auswirkungen Industrie 4.0 auf die Arbeitswelt hat: Welche Programmiersprache wird zukünftig gesprochen? Welche (zusätzlichen) Regelungen im Bereich des Datenschutzes sind notwendig? Wird der Arbeitsplatz von morgen per "crowdworking" statt-finden, also über einen Computer zu unbestimmten Zeiten an unbestimmten Orten? Gibt es dann überhaupt noch feste Arbeitsplätze mit festen Arbeitszeiten und den von den Gewerkschaften ausgehandelten Arbeitsbedingungen?
Diesen und anderen Fragen wird sich die IG Metall stellen müssen. Auch - oder gerade - in der "neuen Welt" wird die betriebliche Mitbestimmung eine große Rolle spielen, denn auch in einer grenzenlosen Welt müssen Regeln definiert und deren Einhaltung kontrolliert werden.
Spannend wird auch die Frage, welche Qualifikationen Arbeitnehmer zukünftig brauchen. Mit dem Einstieg in die Bildungsteilzeit, den die IG Metall beim letzten Tarifabschluss ermöglicht hat, ist ein erster Schritt in die
richtige Richtung auch in Bezug auf Industrie 4.0 getan. Weitere werden folgen müssen.
Letztlich kommt es bei dem Prozess darauf an, den Mensch in den Mittelpunkt des Handelns zu stellen. Wenn dieses gelingt, kann die intelligente Automatisierung den Arbeitnehmern nutzen, können beispielsweise ergonomische
Entlastungen dazu dienen, mehr alterns- und altersgerechte Arbeitsplätze anzubieten. Um die Chancen von Industrie 4.0 zu nutzen und die Risiken zu minimieren, bedarf es einer starken IG Metall, die den Prozess kontrolliert und
darauf achtet, dass es keine Verlierer geben wird.
Letzte Änderung: 20.05.2015