Warnstreik bei Hilite in Nürtingen
Rund 100 Beschäftigte der durch Urlaub ausgedünnten Belegschaft ließen die Arbeit für eine Stunde ruhen und versammelten sich am Werkstor zu einer Kundgebung. Die Montagehalle war durch die Beteiligung der Früh- und der Spätschicht für zwei Stunden weitestgehend leer.
Hintergrund des Konflikts ist die Absicht der Geschäftsleitung die Montage nach Marktheidenfeld (Bayern) zu verlagern. Damit würden rund 70 Arbeitsplätze der heute ca. 260 in Nürtingen wegfallen. "Aber auch die Zukunft der verbleibenden Bereiche, vor allem die Entwicklung und andere Angestelltenbereiche, ist unsicher", so Jürgen Groß, Geschäftsführer der Esslinger IG Metall. "Wenn die Montage weg ist, ist das Gebäude viel zu groß und treibt nur die Gemeinkosten des Standorts in die Höhe. Zudem sind durch die Verlagerung der Montage auch Veränderungen in anderen Bereichen, insbesondere in der Entwicklung zu befürchten", so Groß weiter.
Für die Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren sollen, fordert die IG Metall einen Sozialtarifvertrag mit Abfindungen, Transfergesellschaft und Regelungen für ältere Arbeitnehmer. In den bisherigen zwei Verhandlungen gab es zu keinem der Punkte eine Annäherung. Während die IG Metall drei Monatsentgelte pro Beschäftigungsjahr fordert, bietet die Geschäftsleitung gerade mal 0,15 bis 0,3 Monatsentgelte. Eine Transfergesellschaft soll es nach Meinung der Geschäftsleitung nur anstelle von Abfindungen geben und besondere Regelungen für ältere Arbeitnehmer lehnt die Arbeitgeberseite bislang ab. Dafür bietet sie Umzugshilfen nach Marktheidenfeld an. "Das ist eine typische Denkweise von Managern. In diesen Positionen gehört es dazu, mobil zu sein. Normale Arbeitnehmer können aber nicht so einfach mal 200 Kilometer weiterziehen", kritisiert Groß die Geschäftsführer.
Hilite wurde 2011 von dem britischen Finanzinvestor 3i gekauft und fertigt technisch hochwertige Teile zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs. Zu den Kunden gehören u.a. VW, Audi, Porsche, BMW und GM. Bereits wenige Monate nach
dem Kauf von Hilite verkaufte 3i einen Produktbereich weiter, wodurch schon rund ein Drittel des Kaufpreises wieder reingeholt wurde. Hilite Germany ist gut am Markt platziert und schreibt schwarze Zahlen. "Es gibt keinen Grund, 70
Arbeitsplätze in Nürtingen zu vernichten und die Existenz vieler Arbeitnehmer zu gefährden - außer dass der Profit gesteigert werden soll", so der 2. Bevollmächtigte der IG Metall Esslingen. "Jahrelang hat
Hilite, und früher auch Hydraulikring, gutes Geld verdient, obwohl Fertigung und Montage schon immer auf drei Standorte verteilt waren. Jetzt soll das nicht mehr gehen?", fragt sich Groß.
"Die IG Metall wird für eine gute Ausstattung des Sozialtarifvertrages kämpfen. Und die Beschäftigten stehen dahinter, wie der heutige Warnstreik gezeigt hat. Wenn der Geschäftsleitung die Kosten dafür zu hoch
sind, dann soll sie die Verlagerung bleiben lassen. Das ist uns natürlich am liebsten", so Groß weiter.
Letzte Änderung: 16.08.2013