Worte zum Jahreswechsel

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09.12.2020 von Gerhard Wick, 1. Bevollmächtigter

Gerhard Wick

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

2020 war für uns Metallerinnen und Metaller ein hartes Jahr. Krise, Kurzarbeit, die Bedrohung durch das Corona-Virus, das die Lage noch einmal verschärft hat. Nicht zuletzt auch durch notwendige Einschränkungen bis in den privaten Bereich.

Wir alle hatten eine Menge Arbeit, dafür zu sorgen, dass die Krisenlasten nicht nur auf die Beschäftigten abgewälzt wurden. In Fällen mit Insolvenz, in Betrieben, in denen wir nicht die notwendige Durchsetzungskraft hatten, ist uns das nicht besonders gut gelungen. Es gab und gibt Entlassungen zum Beispiel bei Gehring, Bielomatik, Balluff und Eberspächer. Mitten in der Krise für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen eine Katastrophe.

Dort, wo wir stark waren, ist uns das einigermaßen gelungen. Wir haben mit Ergänzungstarifverträgen in vielen Fällen Beschäftigungssicherung durchgesetzt. Allerdings haben wir dafür mit Verzichten vor allem bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld bezahlt, zum Beispiel bei Heller, Index, Nagel und anderen.

Das von der IG Metall im Februar vorgeschlagene Moratorium für einen fairen Wandel, bei dem wir auf eine Lohnerhöhung in 2020 verzichtet und die Arbeitgeber Beschäftigungs- und Standortgarantien gegeben haben, war ein Reinfall. Massenhaft verkündeten die Arbeitgeber Personalabbau bis hin zur Schließung ganzer Betriebe. In Esslingen taten sich Eberspächer und Balluff besonders hervor. Jörg Hofmann hat Recht, wenn er sagt, wir sollten uns nicht mehr auf "einen Deal des Wortes" einlassen, sondern über Tarifverträge Fakten und Ansprüche schaffen.

Eine erneute Nullrunde wäre Gift für die Binnenkonjunktur. Angesichts schwächelnder Exporte wäre ein schwaches Lohnwachstum "verheerend für die zukünftige Entwicklung" (Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung).

Die Arbeitgeber, die in den zurückliegenden Jahren hohe Gewinne eingefahren haben und in der Krise mit Milliarden von Steuergeldern und der Bundesagentur für Arbeit gestützt wurden, legen es in der Tarifrunde 2021 offensichtlich auf einen massiven Konflikt an. Die Beschäftigten sollen die Krise und den digitalen und ökologischen Wandel bezahlen. Zudem wittern sie die Chance, Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte rückgängig zu machen. Unbezahlte Mehrarbeit, Streichung der Spätschichtzuschläge, Streichung aller Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld sollen geprüft werden. Unser tariflicher Alterskündigungsschutz und die Altersverdienstsicherung werden angegriffen.

In unsicheren Zeiten gilt: Unsere einzige Sicherheit ist unsere Solidarität! Nur wenn wir uns organisieren und zusammenhalten, können wir die anstehenden Angriffe abwehren und Zukunftsperspektiven gestalten. Es ist ein Gebot der Gerechtigkeit, die Folgen der Krise nicht noch weiter auf die Beschäftigten abzuwälzen.

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Natürlich ist es in der aktuellen Situation nicht einfach zu kämpfen. Aber gute Argumente allein werden am Verhandlungstisch nicht ausreichen, um eine "Nullrunde" zu verhindern und Optionen zur Beschäftigungssicherung und die Einbeziehung der Studierenden in unsere Tarifverträge durchzusetzen. Widerstand und Mobilisierung ist auch unter der Corona-Krise möglich. Das haben die Kolleginnen und Kollegen bei Balluff und Eberspächer und all diejenigen, die vor Ort ihre Solidarität bezeugt haben, gezeigt. Wer kämpft kann gewinnen.

In diesem Sinne wird unser Team im Büro euch auch 2021 mit Herz und Verstand unterstützen.

Im Namen unseres Teams wünsche ich ein gutes neues Jahr.

Gerhard Wick
1. Bevollmächtigter
IG Metall Esslingen

Letzte Änderung: 09.12.2020