Pressemitteilung

IG Metall: Pressemitteilung

08.12.2020 Beschäftigtenbefragung der IG Metall: Breite Zustimmung für die Tarifforderungen in den lokalen Betrieben

  • Deutliche Mehrheit sieht in der Vier-Tage-Woche ein wichtiges Instrument der Beschäftigungssicherung
  • Klare Mehrheit für eine Erhöhung der Entgelte
  • Ausbildung hat einen hohen Stellenwert
  • Viel Kritik an Informationspolitik und Strategielosigkeit der Arbeitgeber
  • Große Verunsicherung angesichts der Krise, aber auch hohe Bereitschaft, sich solidarisch zu engagieren

Mit der Forderung für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie trifft die IG Metall den Nerv der Belegschaften - auch im Zuständigkeitsbereich der IG Metall-Geschäftsstelle Esslingen. Das zeigt die Auswertung der großen Beschäftigtenbefragung für unseren Landkreis.

"Die Befragungsergebnisse untermauern, dass wir mit unserer Tarifforderung richtigliegen. Die Meinung von rund 2.500 Kolleginnen und Kollegen bei Festo, Heller, Index und vielen anderen Betrieben im Landkreis gibt unseren Forderungen zusätzlich Gewicht", sagte Gerhard Wick, Geschäftsführer der IG Metall Esslingen, am Montag in Esslingen. Eine große Mehrheit der Befragten spricht sich für Beschäftigungssicherung, Zukunftstarifverträge und die Stärkung der Einkommen aus. "In der anstehenden Tarifrunde stellen wir damit die Themen nach vorne, die an der Basis vor Ort besonders intensiv diskutiert werden."

Große Zustimmung findet die Absenkung von Arbeitszeiten, um Beschäftigung zu sichern. Dabei ist, etwa bei Kurzarbeit, auch der finanzielle Ausgleich von Bedeutung. Schon jetzt hat der noch junge Vorschlag einer Vier-Tage-Woche mit teilweisem Entgeltausgleich im Landkreis einen hohe Zustimmungswerte. Rund 63 Prozent der Befragten sehen in ihr ein wichtiges Instrument der Beschäftigungs- und Zukunftssicherung.

Zukunft sichern durch Investitionen, Ausbildung und Qualifizierung

Unter den Befragten im Bereich der IG Metall Esslingen gibt es eine hohe Zustimmung für Zukunftstarifverträge mit Investitions-, Produkt- und Standortzusagen und zwar über alle Beschäftigtengruppen hinweg. Für 83 Prozent sind solche Zukunftstarifverträge "wichtig" oder "sehr wichtig". Auf noch größere Zustimmung trifft die Forderung nach Zukunftssicherung durch Qualifizierung, wofür sich 90 Prozent aussprechen. "Die Beschäftigten wissen: Qualifizierung ist ein zentrales Instrument zur Beschäftigungssicherung in der Transformation", so Gerhard Wick.

Bestätigt fühlt sich die IG Metall Esslingen auch in ihrer Forderung zur Sicherung der Ausbildung: 87 Prozent erachten den Erhalt der Ausbildungsplätze und die Übernahme der Azubis und dual Studierenden für "wichtig" oder "sehr wichtig". "In betrieblichen Verhandlungen über Ergänzungstarifverträge haben wir der Übernahme der Azubis und dem Erhalt aller Ausbildungsplätze schon bisher einen hohen Stellenwert eingeräumt", merkt Gerhard Wick an und nennt als Beispiele die Firmen Heller und Index.

Die Ergebnisse zeigen außerdem deutlich: Eine Entgelterhöhung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Für durchschnittlich 69 Prozent der Befragten ist dieses Ziel "sehr wichtig" oder "wichtig" - zumal damit Einkommen gestärkt, aber auch Beschäftigungssicherung finanziert wird.

Arbeitgeber mit Nachholbedarf bei Kommunikation und Strategie

Angesichts der Pandemie und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise sind viele Kolleginnen und Kollegen stark verunsichert. Diese Verunsicherung wird durch die aus Sicht der Beschäftigten dürftige Informationspolitik vieler Arbeitgeber noch verstärkt: Nur 60 Prozent der Beschäftigten im Landkreis Esslingen fühlen sich hinreichend über die wirtschaftliche Lage und die Zukunftsaussichten ihres Betriebs informiert. Erst recht vermissen sie eine langfristige strategische Ausrichtung: Der Aussage, dass es in ihrem Betrieb eine konkrete Strategie für die langfristigen Herausforderungen des Strukturwandels gibt, stimmen nur 19 Prozent der Befragten zu.

Verunsichert, aber handlungsbereit und solidarisch

Trotz aller Sorge und Verunsicherung zeigen sich die Beschäftigten handlungsbereit: 70 Prozent der Beschäftigten sind davon überzeugt, betriebliche Herausforderungen solidarisch meistern zu können. Groß ist auch die Bereitschaft, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Nachbarbetriebe für die Zukunft der ganzen Region zu kämpfen. Angesichts der historischen Krise fordern sie aber auch Hilfe von der Politik. 78 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass das wirtschaftliche Überleben der Betriebe durch finanzielle Unterstützung und Konjunkturhilfen ermöglicht werden muss.

"Die Ergebnisse zeigen: Die Beschäftigten sind sich der Tiefe der Rezession und der Wucht des Wandels bewusst. Sie brauchen Sicherheit in Zeiten des Umbruchs, sie fordern Perspektiven für die Arbeitswelt von Morgen", so das Fazit von Gerhard Wick mit Blick auf die Auswertung der Befragung im Landkreis Esslingen.

Die Befragung

Ziel der Befragung unter dem Motto "Kurs bestimmen" war es, Meinungen, Haltungen und Bewertungen zu arbeitsweltlichen und politischen Fragen repräsentativ zu erheben und auszuwerten. Teilnehmen konnten alle Beschäftigen im Organisationsbereich der IG Metall, unabhängig von einer Mitgliedschaft. Bundesweit nahmen im Zeitraum vom 21. September bis 13. November 2020 rund 250.000 Kolleginnen und Kollegen teil. Im Bereich der IG Metall Esslingen beteiligten sich rund 2.500 an der Befragung.

Letzte Änderung: 08.12.2020