"Zukunft statt Entlassungen"
"Es kann nicht sein, dass die Unternehmen mit öffentlichen Geldern unterstützt werden, dann aber jede Menge Leute entlassen", startete der Erste Bevollmächtigte Gerhard Wick die Delegiertenversammlung und bekam dafür viel Applaus. Er bemängelte außerdem, dass viele Geschäftsleitungen derzeit die Ausbildungsplätze reduzieren - um dann in einigen Jahren lauthals den Fachkräftemangel zu beklagen. Ortsvorstandsmitglied Monika Heim brachte es auf den Punkt: "Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert". Diese Ansicht sog sich wie ein roter Faden durch den Abend und wurde von vielen Delegierten in unterschiedlicher Ausführung angeprangert.
IG Metall-Chef Jörg Hofmann ging in seiner Rede auf die vielen Tarifrunden in allen Branchen der IG Metall ein, die wegen Corona auf den Jahresbeginn 2021 verschoben wurden. "Wenn wir den Industriestandort Deutschland mit seinen gut abgesicherten Arbeitsplätzen erhalten wollen, müssen wir um den Erhalt der Jobs kämpfen", forderte er die Delegierten auf. Sonst drohe eine Massenarbeitslosigkeit wie Mitte der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Beschäftigungssicherung stehe daher an oberster Stelle in den anstehenden Tarifrunden. Es werde jedoch auch eine Entgeltforderung geben, über deren Höhe aber noch diskutiert werden müsse.
Das Thema Kurzarbeit stand ebenfalls auf Jörg Hofmanns Agenda. Er sei stolz darauf, dass die IG Metall-Forderung nach einer Verlängerung der Kurzarbeit politisch so schnell erreicht werden konnte. Man müsse nun danach schauen, die Zeit für möglichst viel Qualifizierung zu nutzen und hohe Nachzahlungen verhindern. Außerdem sei es wichtig, das Arbeitslosengeld I zu verlängern.
Die Transformation führe zu Produktionszuwächsen und personellen Überkapazitäten. "Durch die Einführung einer Vier-Tage-Woche bei teilweisem Entgeltausgleich können Arbeitsplätze gesichert werden", warb er für seine jüngste politische Forderung. Die Vier-Tage-Woche biete noch weitere Vorteile: eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und weniger Berufsverkehr, also weniger Klimabelastung. Die Transformation stelle eine große Herausforderung dar, der sich die IG Metall stellen und politischen Einfluss nehmen wolle: "Gewerkschaften können zwar nicht über die Politik bestimmen, aber wir können gesellschaftliche Themen angehen, die dann die Politik beeinflussen", machte er abschließend deutlich.
Letzte Änderung: 02.10.2020