Arlington, Oberboihingen

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09.04.2020 Insolvenz trotz guter Auftragslage

Am 31. März hat die Arlington Germany GmbH in Oberboihingen, vormals BorgWarner, davor Gustav Wahler GmbH, Insolvenz angemeldet - und das trotz gut gefüllter Auftragsbücher und ohne dass Corona sich schon ausgewirkt hätte.

Grund für die Insolvenz ist fehlende Liquidität. Schon seit Ende 2019 kam es zu Unregelmäßigkeiten bei der Bezahlung von Lieferantenrechnungen. Wegen fehlender Teile kam es teilweise sogar zu Störungen in der Produktion, dies hatte wiederum Sonderschichten und Sonderfahrten zur Folge. Ausbügeln mussten dies die Beschäftigten.

Dem Gang zum Insolvenzgericht Ende März ging eine Liquiditätsprüfung voraus, die ergab, dass nicht genügend Gelder zur Verfügung standen, um alle fälligen Verbindlichkeiten zu bezahlen. Darunter auch die Löhne und Gehälter der Beschäftigten für März, sowie Abfindungszahlungen für Mitarbeiter, die Ende März ausgeschieden sind. Bereits am 26. März wurden alle Beschäftigte nach Hause geschickt, seit 1. bzw. 6. April arbeiten sie wieder. Die Kunden, viele namhafte Autobauer, sind auf die Thermostate aus Oberboihingen angewiesen. Die Abrufe wurden teilweise sogar erhöht, trotz Corona, da die Produktion in China wieder hochläuft. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind für die Monate März, April und Mai über das Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit gesichert. Zum 1. Juni wird dann entschieden, ob das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet wird. Die aktuelle Entwicklung der Weltwirtschaft birgt hier große Unsicherheiten. Denn erste Voraussetzung für ein erfolgreiches Insolvenzverfahren ist, dass Kunden die Produkte abnehmen. Die zweite Voraussetzung ist, dass sich jemand findet, der den Betrieb fortführt.

Die Firma hat beantragt, die Insolvenz in Eigenverwaltung durchzuführen. Das heißt, dass der bisherige Geschäftsführer, der die meiste Zeit in England und nur ganz selten in Oberboihingen ist, weiter im Amt bleibt, aber ergänzt wird um Fachleute einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei und einem vorläufigen Sachwalter als Kontrollinstanz.

Den Beschäftigten ist wichtig, dass der Mutterkonzern, der seinen Sitz in England hat, keinen Einfluss mehr auf Oberboihingen hat. Die Stimmung gegenüber der Arlington-Gruppe ist deshalb schlecht, weil der Betrieb in Oberboihingen wirtschaftlich nicht schlecht dastand, die Mutter aber den Daumen auf dem Geld hatte. Zu prüfen wird sein, ob jemand juristisch für die Insolvenz haftbar gemacht werden kann.

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Letzte Änderung: 09.04.2020