Gemeinsam werden wir die Krise meistern

Liebe Kollegin,
lieber Kollege,
zu der Zeit, in der ich diesen Artikel geschrieben habe, breitet sich die Corona-Pandemie mit einer Geschwindigkeit, die uns den Atem raubt, in der ganzen Welt aus. Das Virus betrifft uns alle, betrifft alles.
Wir sorgen uns um unsere Familien, unsere Freundinnen und Freunde, unsere Kolleginnen und Kollegen.
In den Betrieben stehen Betriebsräte vor vollkommen neuen Herausforderungen. Kolleginnen und Kollegen sind mit dem Virus infiziert. Was tun? Wie die Beschäftigten vor Ansteckung schützen? Ganze Abteilungen heimschicken? Bekommen die Kolleginnen und Kollegen dann ihren Lohn weiterbezahlt? Kann man Kurzarbeit anmelden?
Wie kann ich mich um meine Kinder kümmern, wenn die Kita oder Schule geschlossen wird?
Kann ich dazu freigestellt werden?
Und natürlich immer auch die Frage: Kommt genügend Geld aufs Konto um die Miete zu bezahlen, Kredite zu bedienen, die Familie zu versorgen.
Viele dieser Fragen kamen auch bei der IG Metall Esslingen an. Auch für uns waren viele Fragen neu. Ich habe zum ersten Mal was von einem Infektionsschutzgesetz gehört. Wir haben schnell Neues gelernt und konnten in den meisten Fällen schnell helfen. Antwort geben auf die drängendsten Fragen.
Keiner weiß heute, wie lange die Krise andauert und wie es danach weitergeht.
Als Einzelner mag man verzweifeln angesichts der unsicheren Perspektive. Da hilft eine starke Solidargemeinschaft. Wir sind 15 000 Metallerinnen und Metaller in Esslingen. Und wir stehen jetzt zusammen. Was wichtig ist: Wir sind auch in diesen schweren Zeiten voll handlungsfähig. Und wir handeln.
Inzwischen sind über 20.000 Beschäftigte im Kreis Esslingen in Kurzarbeit. An die 50 Betriebe haben nahezu komplett den Betrieb eingestellt bzw. werden ihn einstellen.
Die gute Nachricht: Die IG Metall in Baden-Württemberg hat mit ihren Mitgliedern Tarifverträge durchgesetzt, die hohe Aufzahlungen des Arbeitgebers auf das Kurzarbeitergeld vorsehen. Die Aufzahlung beträgt mindestens 80,5%
und bis zu 97% des Nettoentgelts.
Viele andere in nicht tarifgebundenen Betrieben werden auf die gesetzlichen Haltelinien zurückgeworfen. Sie verlieren bis zu 40 Prozent ihres Einkommens.
Die Politik hat schnell und massiv gehandelt. Das ist gut so. Auch auf unser Drängen hin hat die Bundesregierung massive Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld beschlossen: Leiharbeitnehmer können Kurzarbeitergeld beziehen und die Arbeitgeber werden um die Sozialversicherungsbeiträge entlastet. Diese Entlastung erfolgt durch Beitragsmittel, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern paritätisch finanziert werden. Deshalb fordern wir, dass ein Teil der Entlastung durch ein höheres Kurzarbeitergeld bei den Beschäftigten ankommt.
Wir haben die Stützung der Unternehmen durch den Staat befürwortet, damit Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die massivsten Liquiditätshilfen für Unternehmen in der Nachkriegsgeschichte, die jetzt beschlossen wurden, sollen Betriebe vor der Insolvenz und die Beschäftigten vor Arbeitslosigkeit schützen.
Die Bundesregierung hat außerdem ein Konjunkturpaket von 450 Milliarden Euro beschlossen, damit es danach wieder schnell aufwärts geht in unserem Land. Auch darauf haben wir gedrängt.
Du siehst: Wir haben gehandelt. Es ist die IG Metall, die in dieser einzigartigen Krise die richtigen Impulse für ein Hilfspaket für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesetzt hat.
Liebe Kollegin, lieber Kollege: Zeig, was uns Metallerinnen und Metaller im täglichen Miteinander ausmacht: Für andere einstehen, solidarisch handeln. Gemeinsam werden wir die Krise meistern.
Euer
Gerhard Wick
Erster Bevollmächtigter
IG Metall Esslingen
Letzte Änderung: 09.04.2020