Braucht Nagel keine Fachkräfte?

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12.09.2019 Firma Nagel bildet 2020 nicht mehr aus / IG Metall Esslingen befürchtet Fachkräftemangel

Die Geschäftsleitung der Firma Nagel Maschinen- und Werkzeugfabrik GmbH in Zizishausen hat angekündigt, 2020 keine neuen Auszubildenden einstellen zu wollen. Es bestehe kein Bedarf, teilte die Geschäftsleitung per Aushang mit. Bisher wurden jährlich immer zirka neun Auszubildende eingestellt. Die Ankündigung der Geschäftsleitung klingt absurd, wenn man an die Dauerdebatte um den Fachkräftemangel denkt. Im Geschäftsbericht des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall ist für 2019 von einer Lücke von bundesweit 311.000 Fachkräften in technischen Berufen die Rede. Weiter heißt es dort, dass davon "140.000 allein duale Auszubildende" sind. "Diese Lücke dürfte sich in den nächsten Jahren noch vergrößern, wenn die Verrentungswelle der Babyboomer ihre Wirkung zeigt", so Max Czipf von der IG Metall Esslingen. "Dann stehen die Betriebe ohne erfahrene Fachkräfte da. Manche Unternehmen werden sogar schließen müssen, wenn sie jetzt nicht ausbilden."

Die Strategie, die Ausbildungszahlen von der Konjunktur abhängig zu machen, sei zu kurz gedacht, urteilt der Gewerkschaftssekretär. "Auch, wenn im Moment einige Unternehmen mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, müssen sie an die Zukunft denken." In der letzten Krise hätten die Betriebe die Folgen einer kurzsichtigen Personalplanung teuer bezahlt. "Damals wurde zu wenig ausgebildet, heute fehlen die Fachleute. Offenbar haben die Betriebe nicht dazugelernt", stellt Czipf fest. Eine Ausbildung dauere in der Regel drei Jahre. "Auszubildende stehen daher nicht morgen als fertige Fachkräfte in der Werkstatt, sondern dann, wenn die Konjunktur wieder anzieht. Eine Ausbildung ist eine langfristige Investition".

Angesichts der Digitalisierung seien die Betriebe zudem gut beraten, sich Gedanken darüber zu machen, welche Ausbildungsberufe in Zukunft benötigt werden. Seit Jahren warnen Experten, dass Berufe, die heute noch gängig sind, in wenigen Jahren nicht mehr gebraucht werden könnten. Gleichzeitig entstehen neue Berufe, für die die Fachkräfte heute ausgebildet werden müssen. Gerade Nagel als einer der weltweit führenden Hersteller für Hohnmaschinen täte gut daran, sich jetzt auf die Zukunft vorzubereiten, mahnt Czipf. Hohnmaschinen werden vor allem für die Bearbeitung von Verbrennungsmotoren benötigt, deren Zeit bekanntlich begrenzt ist.

Aber Nagel ist nicht allein, auch andere Betriebe wie Festo reden gerade darüber, für 2020 die Ausbildungszahlen zu reduzieren. Auch hier gilt aus Sicht der IG Metall: Wer die Ausbildungszahlen vom Konjunkturzyklus abhängig macht, ärgert sich spätestens, wenn die Wirtschaft wieder anzieht. Deshalb ist Max Czipf auch überzeugt: "Langfristig gilt: Wer jetzt nicht ausbildet, gefährdet das eigene Unternehmen und die Zukunft der Jungen und der Alten."


Pressemitteilung vom 11. September 2019

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Letzte Änderung: 11.09.2019