Ohne eigenes Einbringen passiert nichts
Beim diesjährigen Neujahrsempfang des Ortsfrauenausschusses der IG Metall Esslingen konnten die Sprecherinnen Monika Heim, Sabine Jensch und Susanne Taylor die ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin willkommen heißen.

In ihrem Vortrag befasste diese sich schwerpunktmäßig mit dem Wahlrecht für Frauen, das im November 1918 vom Reichstag beschlossen und am 19. Januar 1919, also vor 100 Jahren, zum ersten Mal ausgeübt wurde. "Ohne eigenes Einbringen in die Gesellschaft passiert gar nichts", bemerkte die ehemalige Bundesjustizministerin in ihren einführenden Worten. Dieses Credo zog sich wie ein roter Faden durch ihren Vortrag: Immer wieder erinnerte sie an jene Frauen, die für Gleichheit und Frauenrechte einstanden und nicht selten dafür im Gefängnis landeten. Wie beispielsweise Rosa Luxemburg, deren hundertster Todestag am Tag des Neujahrsempfangs war und die sich für Gleichheit, Meinungsfreiheit, medizinische Versorgung und Frauenrechte einsetzte, oder Clara Zetkin, die sich vehement für das Frauenwahlrecht und zeitlebens für die Emanzipation der Frau engagierte. "Ohne deren Engagement und das vieler anderer Frauen, deren Einbringen in Politik und Gesellschaft, wären wir heute noch lange nicht da, wo wir sind".

Nach einem Streifzug durch die Geschichte und die jeweilige Rolle der Frau betonte sie auch die wichtige Rolle der "vier Mütter des Grundgesetzes", Frieda Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel. Auch diese hätten durch die Einführung des berühmten Satzes in Artikel 3 des Grundgesetzes - "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" - einen wichtigen Beitrag zur Gleichstellung von Frauen und Männern geleistet. Heute sei die Rechtsgleichheit in Deutschland weitestgehend hergestellt, dennoch gäbe es noch Bereiche mit Nachholbedarf, wie die gleiche Entlohnung oder die Besetzung von Parlamenten. "Nur maulen bringt nichts", so die Aufforderung an die gespannt zuhörenden Frauen, sich selbst aktiv in Politik und Gesellschaft einzubringen. Frauen seien zwar generell keine besseren Menschen, sie brächten aber eine andere Perspektive in die Politik ein.
Als Beispiel nannte sie die großen Herausforderungen des Klimawandels und die Umweltpolitik: Frauen seien sensibler für solch existentiell wichtige Themen, schon deshalb sei es wichtig, dass sie mit einem höheren Anteil in den Parlamenten vertreten seien. Die überwiegend weiblichen Gäste zeigten sich vom Mut und Engagement Herta Däubler-Gmelins sehr beeindruckt, die ja auch selbst zu einer der emanzipatorischen Vorkämpferinnen der jüngeren deutschen Geschichte zählt. Es bleibt zu hoffen, dass sich die eine oder andere Zuhörerin animiert fühlt, die Begeisterung des Abends in eigenes politisches Engagement umzumünzen.
Pressemitteilung vom 23. Januar 2019
Letzte Änderung: 29.01.2019