25 Jahre Sommer-Uni

Wie immer gab es ein spannendes Programm:
Daniel Sauerbeck, stellvertretender BRV von TRW und aktiv in der IG Metall Jugend, referierte zum Thema "Nicht Kleider machen Leute, sondern Leute machen Kleider".
Daniel berichtet aus einem Projekt, das er initiiert hat über die Arbeitsbedingungen (1% Lohnanteil an den Gesamtkosten eines T-Shirts) der Textilzulieferer in Südamerika und Asien. Über Wasserverbrauch zur Herstellung eines T-Shirts (15000 Liter Wasser), Chemieeinsatz und Co2 - Ausstoß für den Transport um die Welt (immerhin 30.000 km legt das T-Shirt zurück bis es bei uns im Laden liegt).
Er gab Tipps zum umweltbewussten Einkauf von Kleidung und Möglichkeiten die Gewerkschaften vor Ort zu unterstützen.

Professor Andreas Nölke von der Goethe Universität Frankfurt setzte sich mit der Notwendigkeit des "vorwärts handeln, statt rückwärts denken" auseinander. Seine These war, dass inzwischen rund 30% der Bevölkerung im Parlament nicht mehr repräsentiert seien. Es wäre deshalb notwendig insbesondere für diese Menschen die Politik spürbar zu verändern.
Dazu favorisiert er einen "linkspopulären" Kurs mit ein paar klaren Grundprinzipien. Insbesondere:
- Verbesserung der Lage der unteren 20 - 50%
- Abstufung der Solidarität in einer globalisierten Welt.
- Wirtschaftliche Rücksichtnahme statt Exporte um jeden Preis
- Binnennachfrage in Europa stärken, statt "Euro-Verwüstungen"
- Demokratische Selbstbestimmung, statt kosmopolitischer Illusion
Die von ihm formulierten Thesen boten hervorragenden Stoff für eine lebhafte Diskussion und Ansatzpunkte für gewerkschaftliches Handeln.

Volker Telljohann von der Universität Bologna informierte über das Genossenschaftssystem in Italien. Er erklärte den Grundgedanken und die Geschichte der italienischen Genossenschaften, sowie deren aktuelle Bedeutung. So entstünden zum Beispiel in der Reggio Emilia 30% des Bruttoinlandsproduktes in Genossenschaften.
Anders als in Deutschland seien Genossenschaften in Italien leicht zu gründen und deshalb auch für kleine Betriebe eine interessante Gesellschaftsform.
Derzeit versuche man aus Fehlentwicklungen und Veränderungen in der Gesellschaft Konsequenzen zu ziehen und die Genossenschaften weiter zu entwickeln.

Nachhaltigkeit - Modewort, oder Überlebensfrage?
Dieser Frage ging Prof.Dr. Jörg Matschullat von der TU Freiberg nach. In einem kurzweiligen Vortrag erläuterte er den Stand der Forschung anschaulich an örtlichen Beispielen im Vergleich mit z.B. dem Amazonasgebiet.
So gebe es in Deutschland keinen Wald, sondern nur Forste. Das Wort "Nachhaltigkeit" gehe auf Oberberghauptmann Herrn von Carlowitz aus Sachsen zurück. Durch den Bergbau sei in Sachsen der Wald abgeholzt worden. Von Carlowitz habe
erstmals den Zusammenhang zwischen Verlust des Waldes und entsprechenden Auswirkungen auf andere Bereiche untersucht und dokumentiert. Vor allem habe er dabei erkannt wie notwendig "nachhaltiges" Wirtschaften sei.

Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: "Nachhaltigkeit" bleibt auch weiterhin ein notwendiges Ziel, damit passiert "was passiert, wenn nichts passiert".
Trotz umfangreichem Programm, blieb auch die Zeit um einen Rückblick auf 25 Jahre Sommer-Uni zu werfen. Natürlich verbunden mit einer kleinen Jubiläumsfeier und einer Würdigung von Gerhard Sonntag, einem der "Väter" der Sommer-Uni in Tschechien.
Fotos: Copyright Gerhard Wick IG Metall
Letzte Änderung: 28.05.2018