Bis 2022 Kündigungen ausgeschlossen

Nach monatelangen Verhandlungen haben sich Betriebsrat und IG Metall mit der Geschäftsleitung des ThyssenKrupp Aufzugswerkes (TKAW) in Neuhausen Ende September auf einen Interessenausgleich sowie einen Ergänzungstarifvertrag geeinigt. Um mittelfristig von einem heute zweistelligen Millionenverlust wieder in die Gewinnzone zu kommen, wollte das Unternehmen 333 der heute knapp 1000 Arbeitsplätze abbauen und forderte deutliche materielle Einschnitte, auch bei tariflichen Leistungen. Ein Großteil der Forderungen konnte abgewehrt werden.

Ergebnis der Verhandlungen ist nun, dass bis September 2019 durch Outsourcing 84 Arbeitsplätze abgebaut werden. Fremdvergeben werden sollen die Türenfertigung, ein Teil der mechanischen Vorfertigung für die Antriebe sowie einzelne Bauteile. Logistik, Farbgebung und Kantine, die auch ausgelagert werden sollten, verbleiben bei TKAW.
In einem Ergänzungstarifvertrag hat die IG Metall geregelt, dass bis September 2022 keine betriebsbedingten Kündigungen erfolgen dürfen. Der vorgesehene Abbau der 84 Arbeitsplätze ist deshalb nicht gegen den Willen von Beschäftigten möglich. In einem Sozialplan wurden die Modalitäten für Aufhebungs- und Altersteilzeitverträge geregelt. Als Gegenleistung für den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen müssen die Beschäftigten bis September 2021 wöchentlich 2,5 Stunden unentgeltlich erbringen. Im letzten Jahr des Ergänzungstarifvertrags gilt wieder die tarifliche Arbeitszeit. Im Tarifvertrag wurden auch die Kernaufgaben und Kernkompetenzen für Neuhausen festgeschrieben, die für die Zukunft wichtig sind. Der Ergänzungstarifvertrag wurde von der IGM-Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit angenommen.

Um das Aufzugswerk aber auch über 2022 hinaus zu sichern, wird entscheidend sein, dass die internen Probleme gelöst werden, insbesondere die Verbesserung von Qualität und Liefertreue, von konkreten Arbeitsabläufen und
komplexen Prozessen, wie die Auftragssteuerung oder die Zusammenarbeit mit der Entwicklungsgesellschaft. Vereinbart wurde, dass die Beschäftigten, speziell auch die Vertrauensleute der IG Metall, bei diesen Optimierungsprozessen
einbezogen werden.
"Der Abbau von Arbeitsplätzen tut jedem Gewerkschafter immer weh, auch wenn niemand gekündigt wird und viele Forderungen des Konzerns abgewehrt werden konnten. Aber entscheidend für die Zukunft des Aufzugswerkes wird sein,
dass die vereinbarten Maßnahmen zur Behebung interner Probleme auch wirklich umgesetzt werden", so Jürgen Groß, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen, der die Verhandlungen für die IG Metall
führte.
Letzte Änderung: 19.10.2017