Web-Seite für Crowd- und Clickworker
In Deutschland steckt Crowdworking noch in den Anfängen. Oft sind es Soloselbstständige, die auf diese Weise ihr Geld verdienen. Viele werden schlecht bezahlt, erhalten nur wenige Euro Stundenlohn und können die Bedingungen, unter denen sie arbeiten, kaum beeinflussen.
Gegenmacht entwickeln
Die IG Metall geht davon aus, dass der Anteil industrieller Dienstleistungen, die mittels Crowdworking erbracht werden, in den kommenden Jahren steigen wird. Schon jetzt gibt es Crowdworking-Angebote für die gesamten Wertschöpfungsketten in den Branchen, die die IG Metall betreut. In den USA wird bereits geschätzt, dass 90 Prozent der Unternehmen unabhängige Experten und fachliches Know-how online über Internetplattformen anheuern. Hier gibt es auch bereits gute Erfahrungen, wie sich Crowdworker untereinander vernetzen, sich über Arbeitsstandards austauschen und sich gegen unfaire Arbeitsbedingungen wehren.
Mit ihrer Webseite greift die IG Metall diese Erfahrungen auf. Vor Monaten schon gründete sie ein Expertennetzwerk, um Crowdworkern auch in Deutschland zur Seite zu stehen. Mit dabei sind Forenmoderatoren und "Macher" von kritischen
us-amerikanischen Info-Plattformen für "digital workers".
Die Internetseite ist zweisprachig (deutsch/englisch). Ratsuchende können ihre Informationen zum einen über die geposteten Artikel und Dokumente beziehen. Sie haben aber auch die Möglichkeit, sich über eine
Hotline mit Expertinnen und Experten verbinden zu lassen. Ein vierköpfiges Team steht ihnen von montags bis freitags für ihre Fragen und Probleme zur Verfügung.
Kernstück der Webseite ist das Bewertungstool "FairCrowdWork Watch", mit dem Crowdworker die Internetplattformen, auf denen sie arbeiten, beurteilen und so für mehr Transparenz bei dieser Form digitalen Arbeitens sorgen
können. Bisher sind dort 35 Plattformen aufgelistet. Einige von ihnen sind bereits mit Fairnesspunkten unter anderem hinsichtlich der Bezahlung, der Arbeitsqualität, Kommunikation oder Mitarbeiter-Überwachung ausgezeichnet
worden. Bei anderen überwiegen negative Bewertungen.
Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall: "Unser Angebot lebt von der Beteiligung der Crowdworker. Durch ihre Bewertungen und Anregungen wird es sich weiterentwickeln. Das gibt uns die Chance, unsere Kompetenz und Expertise zu erweitern, um Crowdworker künftig noch besser beraten zu können. Wir wollen unser Angebot auch nutzen, um Gegenmacht in einem Arbeitsfeld aufbauen zu können, das bislang noch extrem stark geprägt ist von einem Machtungleichgewicht zwischen Plattformen, Auftraggebern und Crowdworkern."
Rahmenbedingungen verbessern
Ein weiteres wichtiges Tool ist der AGB-Check. Er kann genutzt werden, um die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Plattformen zu prüfen. AGBs regeln vielfach auch Aspekte der Arbeitsbedingungen von Crowdworkern: Nachbesserungsfristen, Kontaktverbote, Änderungen der Geschäftsbedingungen, Nutzungsrechte usw.
Ebenfalls zum Angebot zählt die Rubrik "Debate". Sie enthält Artikel, Hintergrundinformationen und Dokumente von Akteuren aus Politik und Wissenschaft zum Thema "Crowdworking". Ziel der IG Metall ist es auch, mit ihrer neuen Internetplattform eine öffentliche Diskussion über diese häufig so betitelte "Arbeitsform der Zukunft" zu führen, um bessere rechtliche, technische und soziale Rahmenbedingungen für Crowdworking zu schaffen
Letzte Änderung: 15.02.2016