Heute Aktionstag!
Unternehmen quer durch alle Branchen vergeben immer mehr zentrale Arbeiten an Anbieter von außen - Forschung und Entwicklung, Wartung oder Logistik, um nur die wesentlichen zu nennen. Auslagerungen können jeden treffen, kein Bereich ist mehr sicher. Mit gravierenden Folgen für Bezahlung, Arbeitszeit, Urlaub, Altersabsicherung, Qualifizierung sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz. Auch die Arbeitsbedingungen der Stammbelegschaft und die Handlungsfähigkeit ihrer Betriebsräte geraten unter Druck.
"Das Ziel dieser Verlagerung liegt auf der Hand: Es geht schlicht um drastische Lohnkostensenkungen, um zusätzlichen Profit auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Es ist eine Schande, dass sich im Herzen der Metall- und Elektroindustrie ein neuer Niedriglohnsektor etabliert", stellt der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Esslingen Gerhard Wick fest. "Arbeitgeber spalten damit Belegschaften und schaffen im Betrieb eine Mehrklassengesellschaft. Hier die Beschäftigten in den Unternehmen - fair bezahlt und abgesichert durch starke Tarifverträge der IG Metall. Dort die Kolleginnen und Kollegen, die per Werkvertrag über Billigfirmen beschäftigt sind - schlecht bezahlt und oft ohne den Schutz von Tarifverträgen und Betriebsräten", so Wick.
Im Schatten der Industrie 4.0 soll das Billigmodell sogar ausgebaut werden. Mehr Werkverträge, mehr Outsourcing, weniger Stammbelegschaften. "Lohndumping, unsichere Arbeit, Verlust von zentralem Knowhow - diese Werkverträge sind ganz bestimmt nicht Teil des deutschen Erfolgsmodells, wie Arbeitgeber das immer wieder behaupten. Der große Wettbewerbsvorteil unserer Industrie sind innovative und motivierte Beschäftigte - gerade in der Zeit eines grundlegenden Wandels. Nur sie werden Produkte entwickeln und produzieren, mit denen unsere Industrie bestehen wird", ist sich der 1. Bevollmächtigte sicher. Fundamentale Grundlage dafür seien faire Löhne und faire Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten. Das bedeute für die IG Metall: Gute Tarifverträge für alle Beschäftigten entlang der ganzen Wertschöpfungskette.
Die IG Metall erwarte von den Arbeitgebern, Werkverträge wieder ihrem ursprünglichen Zweck entsprechend einzusetzen, und zu prüfen, welche Arbeiten wieder zurück ins eigene Unternehmen geholt werden können. Dafür setzten sich Betriebsräte in den Stammbetrieben ein, stoßen dabei aber immer wieder auf den entschiedenen Widerstand der Arbeitgeber. "Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Mitbestimmung. Unser Handeln im Betrieb muss um einen gesetzlichen Rahmen erweitert werden. Die Regierung muss jetzt Ordnung auf dem Arbeitsmarkt herstellen. Wir brauchen klare Kriterien, die Werkverträge abgrenzen. Leiharbeit darf nicht mehr hinter Werkverträgen versteckt werden", so die Forderung Wicks. "Wir wollen bessere Informations- und Vertretungsrechte für Betriebsräte. Werkverträge sind Sachleistungen - Menschen werden hier wie Schrauben bestellt. Betriebsräte haben selten einen Überblick, wie viele Beschäftigte von Drittfirmen auf dem Werksgelände eingesetzt sind. Hier braucht es Transparenz. Helfen wird - wie im Koalitionsvertrag vorgesehen - eine Informationspflicht des Arbeitgebers über Werkvertragsbeschäftigte und den beauftragten Betrieb. Wir brauchen darüber hinaus aber auch mehr klassische Mitbestimmungsrechte".
Am Aktionstag der IG Metall am 7. Oktober 2015 ist die IG Metall Esslingen von 15 Uhr bis 18 Uhr mit Ständen in Esslingen (Bahnhofsvorplatz) und Nürtingen (Schillerplatz) präsent, verteilt Informationsmaterial und steht für Fragen zur Verfügung.
Letzte Änderung: 02.10.2015