Seit Samstagmorgen bewacht die Belegschaft rund um die Uhr das Werk. Von einer Nachbarin informiert, dass sich im Werk etwas Seltsames tut, fanden sich dank einer funktionierenden Telefonkette in kurzer Zeit viele Kolleginnen und Kollegen vor dem Werkstor ein.

Der Betriebsrat wurde von dem geplanten Abtransport der Linie am Freitagnachmittag per Mail informiert, als kein BR-Mitglied mehr im Werk war.
Die Geschäftsleitung informierte den Betriebsrat so "frühzeitig" im Interesse einer vertrauensvollen Zusammenarbeit.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist der Abtransport nicht gelungen, ein gecharterter Lkw musste unverrichteter Dinge wieder wegfahren. Die Sicherung des Werkes durch die Beschäftigten wird auch diese Nacht fortgesetzt. Sie werden dabei von Nachbarn mit Kuchen und Getränken versorgt und von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben besucht.

Für morgen (Montag) früh ruft die IG Metall die Beschäftigten ab 6.00 Uhr zu einem 24-stündigen Warnstreik auf. Um 14.00 Uhr wird eine Kundgebung am Werkstor stattfinden.

Am Dienstag gehen sowohl die Verhandlungen zwischen IG Metall und Geschäftsleitung über einen Sozialtarifvertrag, wie auch die Verhandlungen des Betriebsrats mit der Geschäftsleitung über einen Interessenausgleich in die zweite Runde.

Mit der Nacht- und Nebelaktion des Abtransports einer Montagelinie hat die Geschäftsleitung die Auseinandersetzung um die Arbeitsplätze in Großbettlingen weiter verschärft, nachdem sie bereits durch den Einsatz einer privaten Wachmannschaft von 15 bis 20 Personen -für ein Werk mit knapp 100
Beschäftigten!- die Atmosphäre vergiftet hat. Ein ziemlich einmaliger Vorgang - mitten in Deutschland!