Beschäftigte wie Kriminelle behandelt

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23.09.2013 Skandal bei Norgren in Großbettlingen

Absolut einmalig und völlig überzogen ist das Verhalten der Norgren-Geschäftsführung. Das Werk in Großbettlingen mit seinen rund 100 Beschäftigten wird rund um die Uhr von knapp einem Dutzend privater Sicherheitskräfte bewacht. Die Beschäftigten kommen sich vor, als wären sie Verbrecher.

Zum dritten Mal nach 2007 und 2009 will die Geschäftsführung der zum englischen IMI-Konzern gehörenden Norgren GmbH das Werk in Großbettlingen schließen. Damit würden rund 100 MitarbeiterInnen ihren Job verlieren. Das Meiste soll nach Tschechien verlagert, 20 MitarbeiterInnen sollen Arbeitsplätze im Fellbacher Norgren-Werk angeboten werden.

Die beabsichtigte Schließung ist für sich schon hart genug. Aber die Art und Weise, wie die Geschäftsführung vorgeht, ist absolut daneben. Bereits zur Information der Belegschaft über den Schließungsbeschluss erschien der Geschäftsführer mit Bodyguards. Als die MitarbeiterInnen danach in die Montagehalle gingen, war diese voll mit rund 20 schwarz gekleideten Wachleuten, die selbst das Wechseln der Schuhe und das Schließen der Fenster kontrollierten. Seitdem wird das Werk mit seinen drei Zugängen rund um die Uhr von der Wachmannschaft "gesichert".

Die MitarbeiterInnen fühlen sich wie Verbrecher, die bewacht werden
müssen, die ganze Gemeinde ist in Aufregung und die Nachbarn sind verängstigt. Kinder trauen sich nicht mehr alleine am Werk vorbei zu laufen.
Nach einer vierstündigen Betriebsversammlung hat die Geschäftsleitung die Wachleute wenigstens aus der Halle abgezogen. Aber alle Schlösser wurden ausgetauscht, die Zugangsausweise der MitarbeiterInnen deaktiviert, an den Empfang wurde ein Wachmann gesetzt, die Telefonzentrale wurde dorthin umgeleitet und Telefonate für den Betriebsrat wurden nicht durchgestellt - absolut einmalig, mitten in Deutschland.

Inzwischen haben die ersten Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag sowie zum gesetzlich vorgeschriebenen Interessenausgleich stattgefunden, begleitet von einem Warnstreik.

Neuen Konfliktstoff gab es, da leitende Mitarbeiter Drohbriefe bekamen und Unbekannte einen Feuerwerkskörper über den Zaun warfen. Ein Wachmann musste mit Ohrenproblemen ins Krankenhaus. Für die Geschäftsleitung ein "Anschlag" mit einem "Sprengsatz".

Der Betriebsrat hat sich von diesen Vorfällen distanziert, aber klar gemacht, "dass wir mit allen juristischen und gewerkschaftlichen Mitteln um das Werk kämpfen werden".

Letzte Änderung: 20.09.2013