Fa. Pilz, Ostfildern: Verbandsaustritt

05.01.2006 Drei Tage vor Weihnachten war die Nachricht durchgesickert, dass die Fa. Pilz in Ostfildern, ein weltweit führendes Unternehmen der Automatisierungstechnik, zum Jahresende 2005 aus dem Arbeitgeberverband austreten wird.

Die Geschäftsleitung wollte den Verbansaustritt still und heimlich über die Bühne bringen, was gravierende Folgen für die Beschäftigten gehabt hätte. Einen Rechtsanspruch auf tarifliche Leistungen haben nämlich nur die Beschäftigten, die beim Austritt aus dem Arbeitgeberverbands, bei Pilz also am 31.12.2005, Mitglied der IG Metall waren.
Neben der Arbeitszeit, dem Urlaub, dem Urlaubs- und dem Weihnachtsgeld sind auch Abgruppierungsschutz, Alterskündigungsschutz und Altersverdienstsicherung in den Tarifverträgen der IG Metall geregelt. Unorganisierte haben hierauf keinen Rechtsanspruch mehr und sind voll und ganz auf das Wohlwollen der Geschäftsleitung angewiesen.

In einer Flugblattaktion vor der Firma hat die IG Metall die Beschäftigten deshalb noch vor Weihnachten über die damit verbundenen Konsequenzen informiert. Sehr viele Pilz-Mitarbeiter haben sich dann auch umgehend den Anspruch auf tarifliche Leistungen gesichert und sind noch im alten Jahr Mitglied der IG Metall geworden.

Auf große Empörung stieß vor allem die Haltung der Geschäftsleitung, die Mitarbeiter nicht über den Verbandsaustritt informiert zu haben. Um die offiziellen Kündigungsfristen beim Arbeitgeberverband einzuhalten, musste die Geschäftsleitung schon vor Monaten die Mit-gliedschaft bei SÜDWESTMETALL gekündigt haben. Aber selbst auf der Betriebsversammlung im November hat die Geschäftsleitung kein Wort dazu gesagt. Viele Beschäftigte fühlen sich deshalb von der Geschäftsleitung hintergangen.

Nachdem die Fa. Pilz nun nicht mehr tarifgebunden ist, ist die IG Metall frei, bei Pilz eigene
Tarifforderungen zu stellen. Dies kann bereits im Februar der Fall sein, wenn die Lohn- und Gehaltstarifverträge auslaufen. Bei der guten wirtschaftlichen Lage des Unternehmens kann die Lohnforderung bei Pilz dann durchaus auch über der allgemeinen Lohnforderung der IG Metall für den Flächentarifvertrag liegen.
Bei betrieblichen Tarifverhandlungen stellen die IG Metall-Mitglieder in dem jeweiligen Betrieb die Forderungen auf. Dies wird bei Pilz in den nächsten Wochen auf einer Mitgliederversammlung geschehen, auf der dann auch eine betriebliche Tarifkommission gewählt wird.
Darüber hinaus wird die IG Metall die Geschäftsleitung auffordern, einen Anerkennungs-Tarifvertrag abzuschließen, um damit auf lange Sicht wieder eine Verlässlichkeit bei den Arbeits- und Entlohnungsbedingungen für die organisierten Arbeitnehmer zu erreichen.

Letzte Änderung: 21.11.2007