Putzmeister

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12.04.2012 Standorttarifvertrag unterschrieben / Bis 31.12.2020 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen

Durch die überraschende Übernahme von Putzmeister durch den chinesischen SANY-Konzern im vergangenen Februar gab es große Unruhe in den Belegschaften in Aichtal und Gründau (insgesamt etwa 1.200 Beschäftigte).

Nun wurde nach längeren Verhandlungen folgendes zwischen der IG Metall Esslingen und der Putzmeister-Geschäftsführung vereinbart:

  • Bis Ende 2020 sind betriebsbedingte Kündigungen sowie Änderungskündigungen ausgeschlossen, die im Zusammenhang mit der Betriebsübernahme stehen.
  • Putzmeister bleibt ein eigenständiges Unternehmen und alle Funktionsbereiche bleiben erhalten.
  • Außerhalb von China ist Putzmeister für alle Märkte im Bereich Beton zuständig, das heißt unter anderem, in Indien wird nur Putzmeister, nicht aber SANY, Betonpumpen anbieten.
  • Weiterhin kann es keine Produktverlagerungen und ähnliches in den SANY-Betrieb nach Köln geben.
  • Die 33 befristeten Arbeitsverhältnisse der Jungfacharbeiter werden sofort in ein unbefristetes umgewandelt.
  • Die Ausbildungsquote ist auf mindestens 5 Prozent festgeschrieben - derzeit liegt sie bei 4,5 Prozent - und die Übernahme erfolgt in der Regel unbefristet. Weiterhin wird dieses Jahr die Lehrwerkstatt modernisiert.

"Das Bekenntnis zu den deutschen Standorten und zur Ausbildung bis mindestens Ende 2020 ist ein wichtiges Signal für die Zukunft. Das wollten wir unbedingt", so Gesamtbetriebsratsvorsitzender Gerhard Schamber.

Alle geltenden und zukünftig vereinbarten Tarifverträge gelten uneingeschränkt.

"Mit diesem Standorttarifvertrag haben wir eine große Sicherheit für die Beschäftigten und für die Weiterentwicklung des Unternehmens in Aichtal, Gründau und den Niederlassungen erreichen können", erklärt Sieghard Bender, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen. "Die SANY-Leitung plant offensichtlich längerfristig. Mit dem Know-how von Putzmeister sowie dessen internationalen Vertriebs- und Servicestruktur kann SANY mittelfristig mit seinen Produkten außerhalb Chinas landen. In China wird Industriepolitik gemacht. Den Verantwortlichen dort ist bewusst, dass sich mit der Herstellung von Produkten Wohlstand entwickelt. In Europa setzt sich gegen jede Vernunft zurzeit eher der Margaret-Thatcher-Weg durch: alles für die Finanzinstitute. Allein mit Finanzdienstleistungen und dem gegenseitigen Verkauf von Versicherungen können wir bei uns für zukünftige Generationen den Wohlstand nicht erhalten."

Es hätte Alternativen zum Verkauf an SANY gegeben, betont Bender. Bereits vor zwei Jahren, als Putzmeister tief in der Krise steckte, hat die IG Metall zusammen mit den Betriebsräten versucht, eine eigene industriepolitische Lösung zu gestalten.

Bender: "Nach unseren Vorstellungen wäre mit einem Zusammengehen von Putzmeister mit Schwing und/oder einer Kooperation mit Liebherr eine Struktur für die globalisierte Welt entstanden und die Zukunftsentscheidungen würden bei uns fallen. Unser Ansatz aber interessierte weder das hiesige Wirtschaftsministerium noch sonstige Landes- und Bundespolitiker, die wir deswegen kontaktierten - übrigens egal welcher Partei. In Deutschland findet einfach keine aktive Industriepolitik statt".

Nun sei Putzmeister an SANY gegangen und der Baumaschinenhersteller Schwing aus Herne soll an einen anderen chinesischen Baumaschinenkonzern gehen.
"Zumindest die Beschäftigten bei Putzmeister werden nach diesem Tarifabschluss in den nächsten Jahren eine positive Entwicklung erleben", so Bender.

Pressemitteilung
vom 12. April 2012

Letzte Änderung: 12.04.2012