Decoma setzt Entwickler auf die Straße

06.10.2009 Kaum ist die Bundestagswahl vorbei, schon meinen manche Unternehmen mit ihren Personalabbauplänen loslegen zu können.

So hat die Firma Decoma (Germany), ein Tochterunternehmen des kanadisch-österreichischen Magna-Konzerns vergangene Woche am Standort Altbach 21 von 28 Entwicklern in der Grundlagenforschung vorläufig beurlaubt. Rund 50 weitere Entwickler sind in den Magna/Decoma-Standorten Markgröningen und Straubing betroffen.

Es kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel und ging rasend schnell. Zuerst wurde dem Abteilungsleiter mitgeteilt, dass seine Abteilung aufgelöst wird. Direkt anschließend wurde der Betriebsrat darüber informiert und danach wurden gleich die Betroffenen zusammengenommen und ihnen mitgeteilt, dass sie vorläufig beurlaubt seien - damit sie sich in Ruhe an die kommende Kündigung gewöhnen können.

Die Gründe der Geschäftsleitung für den Personalabbau liegen auf der Hand: Magna will Geld sparen, wie alle Unternehmen in der momentanen Krise, und vielleicht auch wegen der Kosten, die mit der Opel-Übernahme auf den Konzern zukommen. Statt weiterhin selbst Grundlagenentwicklung zu betreiben, will der Konzern zukünftig Leistungen von außen einkaufen. Jürgen Groß-Bounin von der IG Metall Esslingen kritisiert diese Strategie, "weil sich ein Unternehmen damit auf Dauer selbst schwächt."

Wenn es zurzeit personelle Überkapazitäten im Entwicklungsbereich bei Decoma geben sollte, dann müsse das Unternehmen mit Kurzarbeit oder Arbeitszeitverkürzung nach dem Beschäftigungssicherungstarifvertrag reagieren. "Unsere Forderung ist auch bei Decoma, dass Stunden entlassen werden und nicht Menschen," so Groß-Bounin weiter.

Heftige Kritik üben Betriebsrat und IG Metall am Vorgehen der Geschäftsleitung. Ohne dem Betriebsrat überhaupt eine Chance zu geben über Alternativen zu diskutieren, versucht man Fakten zu schaffen. Vor möglichen Kündigungen müssen aber auch Konzerne die Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte einhalten. "Wir werden die Geschäftsleitung zu Interessenausgleichsverhandlungen auffordern und dort dafür kämpfen, Kündigungen zu verhindern," so der Altbacher Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Scholz.

Auf der kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung herrschte Unverständnis über die Konzernentscheidung. Die Personalchefin rechtfertigte sie aber unter anderem mit der Begründung, dass Magna
Produkte anderer Hersteller auch nachbauen könne. Sie deutete aber auch gleichzeitig an, dass man auf einen Teil der Entwickler kurzfristig gar nicht verzichten kann, da diese in konkreten Kundenprojekten beteiligt sind.

Letzte Änderung: 06.10.2009