HAC, Neckartenzlingen: Einigung erzielt

23.07.2009 In letzter Minute wurde bei Hirschmann Automation and Control (HAC) in Neckartenzlingen eine Einigung im Konflikt um Personalabbau und Tarifeinschnitte erzielt. Ein Arbeitskampf stand kurz bevor.

Der us-amerikanische Belden-Konzern hatte eine Einsparung von 5,5 Millionen Euro am Standort Neckartenzlingen gefordert, davon alleine 4,5 Millionen im Steckerbereich. Deshalb sollten ca. 50 Arbeitsplätze abgebaut und tarifliche Leistungen gekürzt werden.

In dem jetzt vereinbarten Kompromiss konnte die Arbeitnehmerseite erreichen, dass der gefährdete Bereich der Steckerfertigung mit allen Abteilungen in Neckartenzlingen voll funktionsfähig erhalten bleibt und eine Zukunft als Standort für automatisierte Produkte hat. Hierfür wurden konkrete Produktlinien festgeschrieben und notwendige Investitionen von der Geschäftsleitung zugesagt. Der Werkzeug- und Anlagenbau bleibt so weit erhalten, dass auch neue Anlagen für Neckartenzlingen auch zukünftig dort gebaut werden können. Die Abwicklung von Aufträgen für externe Kunden ist aber nicht mehr vorgesehen. Einschnitte in Tarifverträge konnten komplett verhindert werden. Mehr als eine Million Euro konnte allein dadurch eingespart werden, dass Kosten richtig zugeordnet wurden, was der Betriebsrat schon länger eingefordert hatte.

Allerdings wird es im Steckerbereich dennoch zu einer Reduzierung der Personalkapazität um ca. 40 Stellen kommen, zusätzlich werden neun Leiharbeitnehmer abgemeldet. Betriebsbedingte Kündigungen wird es aber mit ziemlich großer Sicherheit nicht geben. Einige Mitarbeiter werden einfach in andere Belden-Unternehmen am Standort Neckartenzlingen, insbesondere in den gut laufenden Netzwerkbereich versetzt, so dass sie nicht mehr im Steckerbereich zu Buche schlagen.
Auch die 22 Auszubildenden sowie ein Ausbilder werden zukünftig im Netzwerkbereich angesiedelt.
Ältere Arbeitnehmer erhalten ein Angebot aus dem Unternehmen auszuscheiden, mit finanzieller Überbrückung bis zur Rente. Jüngere Beschäftigte bekommen ein Stipendium angeboten, wenn sie eine Weiterbildung machen wollen, z.B. eine zweijährige Technikerausbildung. Sollte es Mitte 2010 noch Kapazitätsüberhänge geben, so werden alle zur Verfügung stehenden arbeitszeitpolitischen Instrumente angewandt, bevor Kündigungen ausgesprochen werden dürfen.

Für Betriebsrat und IG Metall ist der erzielte Kompromiss ein akzeptables Ergebnis, weil es dem Standort Neckartenzlingen eine Zukunft gibt. "Wir wissen sehr wohl, dass es bei einem börsennotierten us-amerikanischen Konzern nie eine wirkliche Sicherheit geben wird. Was dort zählt, ist und bleibt einzig und allein die Rendite für die Aktionäre, auch trotz der jüngsten Erfahrungen mit der Finanzkrise. Wir haben für Neckartenzlingen jetzt aber zumindest wieder eine positive Perspektive", so Jürgen Groß-Bounin von der IG Metall Esslingen. Für den Betriebsratsvorsitzenden Hans-Peter Haug ist klar, dass dieses Ergebnis nur erreicht werden konnte, weil die Belegschaft bereit war, für den Standort auch zu kämpfen. "Die IG Metall-Mitglieder hatten bereits beschlossen, im Ernstfall auch in einen Arbeitskampf zu gehen. Und täglich sind weitere Beschäftigte in die IG Metall eingetreten."
Der gefundene Kompromiss wurde jetzt aber sowohl von der IG Metall-Mitgliederversammlung als auch von der Belegschaft auf einer Betriebsversammlung einhellig gebilligt.

Letzte Änderung: 23.07.2009