Journalismus in Zeiten der Krise

23.07.2009 Auf einer gemeinsamen Veranstaltung der IG Metall Esslingen und der Deutschen JournalstInnenunion (dju) in ver.di wurde über die Berichterstattung in den Medien in Zeiten der Krise diskutiert.

Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten werden an die Arbeit von JournalistInnen besonders hohe Anforderungen gestellt. Es geht darum, die Ursachen der Krisen zu erklären; zu zeigen, wie sich diese auf die Gesellschaft und einzelne Menschen auswirkt, wer für die Krise verantwortlich ist, wer davon profitiert und wer darunter zu leiden hat. Doch werden sie dieser Aufgabe gerecht? Glauben JournalistInnen nicht allzu oft, was die Manager-Kaste verkündet, und publizieren es ohne kritische Nachfrage?

Auf einer Veranstaltung am gestrigen Mittwoch im Esslinger Gewerkschaftshaus diskutierten GewerkschafterInnen, JournalistInnen und interessierte BürgerInnen auf Einladung der IG Metall Esslingen und des Landesvorstandes der Deutschen JournalistInnen-Union (dju) in ver.di. "Seit vielen Jahren werden die neoliberalen Glaubenssätze nachgebetet", hat Sieghard Bender, Erster Bevollmächtigter der IG Metall, festgestellt. "Oft werden Statements von Geschäftsleitungen einfach wie-dergegeben." Keine Spur von kritischer Recherche, selbst ein einfacher Anruf bei Gewerkschaft oder betroffenen Betriebsräten unterbleibt, haben Bender und seine KollegInnen beobachtet.

Kai Bliesener, Sprecher der IG Metall Baden-Württemberg, weiß: Oft liegt es an der Überlastung in den schwach besetzten Redaktionen. Bliesener plädiert für einen "kritischen Blick statt pauschaler Medienschelte" und kennt auch viele Positiv-Beispiele. Der Konkurrenzdruck - auch durch neue Medien - ist groß. Nachrichten werden oft direkt nach einer Pressekonferenz abgesetzt, vorab online publiziert oder von den Agenturen an die Redaktionen weitergegeben. In den Redaktionen herrscht großer Zeitdruck. Die Arbeitsbedingungen sind alles andere als gut.

Bliesener rät den GewerkschafterInnen: "Selbst aktiv werden, Kontakt aufnehmen, Informationen an die Redaktionen weitergeben. Denn gerade jetzt sind Gegenpositionen gefragt!" Ein Rat, der bei den JournalistInnen auf Zustimmung stieß. Uli Schreyer, Vorsitzender des dju-Landesvorstands betonte: "Journalismus braucht Anregung und Kritik von innen und außen." Leider seien viele Redaktionen personell ausgedünnt, viele KollegInnen klagten, ihnen fehle die Zeit zu eigenständiger Recherche. Etliche sorgten sich um ihren Arbeitsplatz, weil die Konjunktur-Krise auch die Medienhäuser trifft und mancher Unternehmer unter dem Deckmantel der Krise strukturelle Veränderungen vornimmt und einen strikten Einsparungs-Kurs fährt.

In einer gemeinsamen Resolution erinnerten GewerkschafterInnen und JournalistInnen daran, dass Qualitäts-Journalismus entsprechende Arbeitsbedingungen voraussetzt. Presse-Vielfalt und unabhängige Bericht-Erstattung (ohne Pressionen von Interessengruppen oder Verlegerseite) sind für eine funktionierende Demokratie unverzichtbar. IG Metall und dju vereinbarten, dass die im vorigen Jahr in Esslingen begonnene Diskussions-Reihe fortgesetzt wird

Anlage: Resolution der TeilnehmerInnen

Anhang:

Resolution

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Letzte Änderung: 23.07.2009