Norgren plant Kahlschlag

15.07.2009 Gut zwei Jahre nachdem das Großbettlinger Werk gerettet wurde soll es jetzt einem konzernweiten Sparprogramm zum Opfer fallen.

Die Norgren GmbH Deutschland, Tochter des amerikanischen Norgren-Konzerns, plant einen drastischen Personalabbau. Von den derzeit knapp 1.100 Beschäftigten in den drei deutschen Standorten sollen rund 300 ihren Arbeitsplatz verlieren.

Besonders hart würde es die 120 Beschäftigten des Werkes in Großbettlingen bei Nürtingen treffen, das komplett geschlossen werden soll. Rund 40 Montagearbeitsplätze sollen nach Tschechien und 75 weitere nach Fellbach verlagert werden. Dies wurde 2007 schon einmal versucht, von den Beschäftigten aber erfolgreich verhindert.

Der Gesamtbetriebsrat, in dem die Standorte Alpen (Niederrhein), Fellbach und Großbettlingen vertreten sind, wurde am Montag, 13.07.09 von der Geschäftsleitung informiert, dass noch in diesem Jahr rund 12 Millionen Euro eingespart werden sollen. Dadurch soll in 2009 -bei einem Umsatzeinbruch von fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr- ein positives operatives Ergebnis vor Steuern von mehreren Millionen Euro erreicht werden, von dem dann die Zinsen an den Dachkonzern IMI in Großbritannien bezahlt werden müssen. "Die Pläne der Geschäftsleitung sind völlig überzogen. Jahrelang hat Norgen in Deutschland gutes Geld verdient und kaum gibt es eine Krise, schon holen sie den Vorschlaghammer raus. Für uns stehen die Arbeitsplätze und nicht der Profit der Shareholder im Mittelpunkt", so Jürgen Groß-Bounin von der IG Metall Esslingen. "Wir sind als IG Metall bereit, auf die konjunkturellen Probleme Antworten zu suchen. Da gibt es viele Möglichkeiten. Wir werden uns aber mit allen Mitteln dagegen wehren, wenn der Konzern meint die aktuelle Krise für grundlegende strukturelle Veränderungen nutzen zu können", so Groß-Bounin weiter.

Der Löwenanteil der Einsparungen soll durch die Verlagerung von Produkten nach Brünn in Tschechien erzielt werden. Dadurch würden rund 250 Arbeitsplätze in allen drei deutschen Werken wegfallen. Weitere rund 50 Arbeitsplätze sollen durch eine generelle Verschlankung aller Bereiche eingespart werden. "Die Funktionsfähigkeit des Unternehmens spielt da keine Rolle. Hauptsache, es sind Kosten gespart," so Groß-Bounin. Neben dem Abbau von Arbeitsplätzen sollen auch durch die Streichung tariflicher und übertariflicher Leistungen Kosten eingespart werden. Den Managern würden die Boni gestrichen.

In allen drei Standorten wurden die Beschäftigten unverzüglich auf Betriebsversammlungen über die Pläne der Geschäftsleitung informiert.
In Großbettlingen konnten es viele Beschäftigte nicht glauben, dass die Geschäftsleitung nichts aus der Auseinandersetzung vor zwei Jahren gelernt hat. Sicher ist, dass auch diesmal die Belegschaft den Standort nicht kampflos aufgeben wird. Die IG Metall-Fahnen wurden bereits wieder entrollt. Die IG Metall stellt sich auf eine harte Auseinandersetzung ein.

Letzte Änderung: 15.07.2009