HAC: Aus der Krise nichts gelernt

10.07.2009 Hirschmann Automation and Control in Neckartenzlingen will 5,5 Mio. Euro einsparen um eine zweistellige Umsatzrendite zu erreichen. Dafür sollen rund 50 Arbeitsplätze abgebaut werden.

Mitten in der schwersten Krise seit 80 Jahren will der us-amerikanische Belden-Konzern bei seinen vier Tochterunternehmen in Neckartenzlingen, ehemals Hirschmann Automation and Control (HAC), eine zweistellige Gewinnmarge durchsetzen.
Dafür sollen ca. 50 Personen ihren Arbeitsplatz verlieren und sollen tarifliche Leistungen gekürzt werden. Betriebsrat und IG Metall haben massiven Widerstand angekündigt.
Belden verdient auch heute Geld mit seinen Firmen in Neckartenzlingen, allerdings nicht mit allen und vor allem nicht genug für das Management. Einst als strategischer Investor bei Hirschmann eingestiegen, geht es Belden nur noch um den kurzfristigen Erfolg: Möglichst gute Ergebniszahlen in den Quartalsberichten, damit der Aktienkurs steigt. "Das ist Shareholder Value-Philosophie in Reinkultur, und das mitten in einer Krise, die gerade durch ungezügelte Profit-gier verursacht wurde. Wir werden uns mit allen Mitteln dagegen wehren, dass die Beschäftigten bluten, damit die Aktionäre verdienen", so Jürgen Groß-Bounin von der IG Metall Esslingen.

Die Konzernspitze will in jedem Unternehmen eine Umsatzrendite von 20 % vor Zinsen und Steuern erreichen. In Neckartenzlingen wurde dem Betriebsrat
mitgeteilt, dass deshalb in einem ersten Schritt 5,5 Mio. Euro eingespart werden müssen, davon alleine 4,5 Mio. Euro im Geschäftsbereich Stecker. Nach den Plänen der Geschäftsleitung sollen 49 Arbeitsplätze abgebaut werden. Zusätzlich wurden mit fünf VertriebsmitarbeiterInnen bereits Aufhebungsverträge abgeschlossen. Des weiteren sollen tarifliche Sonderzahlungen reduziert, Gehälter gekürzt und tarifliche Zuschläge gestrichen werden.

Der Betriebsrat hat gemeinsam mit den Beschäftigten alternative Einsparungsmöglichkeiten erarbeitet. Alleine die korrekte Zuordnung von Kosten, die in Neckartenzlingen für Leistungen für andere Standorte entstehen, bringt bereits rund 1,1 Mio. Euro Einsparung. Zumindest dies wurde auch von der Geschäftsleitung akzeptiert. Weitere Vorschläge mit einem Einsparpotenzial von rund 3 Mio. Euro wurden als zu langwierig oder als Einmaleffekte abgetan. "Das Ver-halten der Geschäftsleitung zeigt, dass es ihr nur um den Abbau von Arbeitsplätzen geht. Etwas anderes kennen amerikanische Manager nicht", so die Kritik von Jürgen Groß-Bounin.

Betriebsrat und IG Metall sehen mit dem beabsichtigten Kahlschlag die Existenz des gesamten Belden-Standorts Neckartenzlingen gefährdet. "Man spart sich zu Tode, anstatt die Chancen für die Zukunft offensiv zu nutzen. Und wenn der Steckerbereich weg ist, dann ist auch der hochprotitable Netzwerkbereich stark gefährdet", ist die Einschätzung des stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Hans Erich Kuhn.

Betriebsrat und IG Metall werden sich deshalb mit allen Mitteln gegen den geplanten Personalabbau und die Kürzung tariflicher Leistungen wehren.

Letzte Änderung: 10.07.2009