Unruhe im Siemens-Trafowerk Kirchheim

30.04.2008 Im Siemens-Trafowerk Kirchheim herrscht Unruhe. Grund ist vor allem die fehlende Bereitschaft der Werksleitung, die ERA-Eingruppierung nachzubessern und Leiharbeiter besser zu bezahlen.

Vor 4 Jahren wollte der Siemens-Vorstand das Werk in Kirchheim schließen. In Kirchheim würden nur Verluste gemacht und man müsse verlagern. Nach harten Auseinandersetzungen wurde unter großen Opfern der Belegschaft der Standort erhalten.

Wie sich Vorstände mit ihren Beraterstäben irren können, zeigt die Entwicklung im Siemens-Trafowerk. Im letzten Geschäftsjahr wurden nach Einschätzung der IG Metall ca. 15 Mio. EURO Gewinn aus Kirchheim an den Konzern überwiesen. Eine Gewinnbeteiligung für die Beschäftigten konnte durchgesetzt werden. Auch die Leiharbeiter sind beteiligt.
Es sind aktuell 230 Stamm-Mitarbeiter plus 60 Leihkräfte beschäftigt. Es wird investiert, die Entwicklung neuer Trafos wird forciert und die Geschäftsaussichten sind sehr gut und die Firma ist durch das hervorragende Know How der Belegschaft weiterhin auf positivem Wachstumskurs.

Allerdings wird dies durch das Verhalten des Managements gefährdet. Seit Monaten ist das Klima geprägt von Unverständnis und Unzufriedenheit und es gibt Unruhe wegen der schlechten Wertschätzung, die die Leitung ihren Mitarbeitern gegenüber dokumentiert. Nach Ansicht der hiesigen Geschäftsführung sollen die Kollegen in Kirchheim erheblich schlechter eingruppiert werden als in den vergleichbaren Siemens-Trafowerken in Nürnberg und Dresden. Die Belegschaft hat, als es schlecht lief, einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens geopfert. Diese Opfer dürfen nicht auf Dauer sein. Es wird gute Arbeit abgeliefert. Dies muss sich auch in einer gerechten ERA-Eingruppierung niederschlagen. In einer Unterschriftensammlung wurde dies von der überwiegenden Mehrheit gefordert.

"Bei Eingruppierungsfragen geht es auch um die Achtung, die eine Geschäftsführung vor ihrer Belegschaft hat", so Sieghard Bender von der IG Metall. Dazu kann es zu weiteren Aktionen kommen.

Ein weiterer Brennpunkt ist der Umgang mit Leiharbeit.
Die IG Metall hat der Geschäftsführung ein Modell vorgeschlagen. Damit sollten die Leiharbeitnehmer den gleichen Grundlohn wie die Stammbelegschaft bekommen. Dies würde eine Verdoppelung ihres Monatseinkommens bedeuten, ohne dass die Firma wesentlich mehr belastet würde. Die Verleihung würde von einem regionalen Anbieter kommen, der nicht auf Gewinnbasis arbeitet. Weiterhin würde entsprechend den Anforderungen qualifiziert und Arbeitslose aus der Region bekämen eine Chance.
Da die Geschäftsführung dies ohne Begründung ablehnt, werden Fragen aufgeworfen wie: Wer verdient noch zusätzlich an der bisherigen Praxis bei Leiharbeit auf dem Rücken der Betroffenen?

Ein Konzern, der durch Korruptionsfälle fast täglich in den Medien vorkommt, macht zusätzlich auf dem Rücken von Leiharbeitnehmern Profit. Auch muss er sich die Frage gefallen lassen, ob nicht weitere Dinge im Spiel sind. Zumal die Beschäftigung von Leihkräften unter Materialeinsatz und nicht unter Personalkosten abgerechnet werden.

Letzte Änderung: 30.04.2008