Geschäftsleitung bekommt den Hals nicht voll

25.05.2007 Die Geschäftsleitung der Fa. Behr-Automotive GmbH in Wendlingen blockiert ein bereits erzieltes Verhandlungsergebnis zur Standortsicherung und fordert zusätzliche Opfer von den Beschäftigten.

Behr-Automotive fertigt in 3 Standorten hochwertige Hozverkleidungen für die Automobilindustrie. Der Hauptsitz ist in Wendlingen mit etwa 150 Beschäftigten.
Durch zurückgehende Aufträge, verzeichnete das Unternehmen im vergangenen Jahr erhebliche Verluste. Durch neue Verarbeitungsverfahren wären zusätzlich Aufträge möglich. Für die neuen Verfahren wiederum wären Investitionen notwendig, die - laut Aussagen der Geschäftsführung in Wendlingen - von den Gesellschaftern bzw. Banken bereit gestellt werden. Zu den Gesellschaftern gehöre übrigens auch die Landeskreditbank Baden Württemberg.

Seit 9 Monaten wird mit der IG Metall über einen Standorttarifvertrag verhandelt.Die Belegschaft ging in Vorleistung durch Stundung von Tariferhöhungen, u.a.
Am 3.Mai 2007 gab es ein Verhandlungsergebnis: Die Belegschaft bringt durch flexiblere Arbeitzeiten und verschobene Tariferhöhungen eine Kostenreduzierung von rund 15 %. Im Gegenzug wurden Investitionen zugesagt, mindestens 200 Neueinstellungen, Einstieg in die Berufsausbildung und Kündigungsschutz bis 2016.
Basis für diese Einigung sind Großaufträge aus der Automobilindustrie, die laut Geschäftsführung bereits eingegangen sind.
Die Belegschaft in Wendlingen hat dem Verhandlungsergebnis in einer betrieblichen Abstimmung zugestimmt. Doch nun hat die Geschäftsleitung über den Arbeitgeberverband Holzindustrie mitgeteilt, sie wolle weitere Opfer.

Gleichzeitig wurde in dieser Woche ein Großauftrag in den Sand gesetzt. "Wir haben den Eindruck, dass die Geschäftsführung den Auftrag gar nicht wollte", so ein Beschäftigter.
Für Irritationen unter der Belegschaft sorgt außerdem die Verzögerung der notwendigen Investitionen - ein Maschinenpark und neue Hallen in Wendlingen. Die Geschäftführung rührt keine Hand, doch im Oktober sollen dort die ersten Teile gefertigt werden.

In den vergangenen Monaten gab es mehrere Wechsel im Management. Heerscharen von Beratern mit horrenden Tagessätzen sind im Einsatz. Für Sieghard Bender, Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen, deutet die Mischung aus ständigem Führungswechsel, Entscheidungsverzögerungen, Negieren von Verhandlungsergebnissen darauf hin, "dass hier eine Clique am Werk ist, die versucht, aus dem angeschlagenen Betrieb rauszuholen was rauszuholen ist. Der Betrieb und die Belegschaft werden ausgeplündert." Derzeit werde überprüft, ob Konkursverschleppung vorliegt.

Die Belegschaft wird in den nächsten Tagen ihre Ansprüche schriftlich geltend machen, und die IG Metall wird diese dann gegebenenfalls einklagen. Außerdem sind Aktionen geplant, sollte das Verhandlungsergebnis nicht umgesetzt werden.

Letzte Änderung: 21.11.2007