Recaro: Warnstreik legt Produktion lahm

15.05.2007 Die Auseinandersetzung um die Tarifbindung bei Recaro in Kirchheim/Teck hat eine neue Qualität erreicht. Ein Warnstreik legte am heutigen Dienstag die Fertigung für mehrere Stunden weitgehend lahm.

Zur Untermauerung der Forderung nach 6,5 % Lohnerhöhung hatte die IG Metall die Beschäftigten aufgerufen, nach der morgens stattgefundenen Betriebsversammlung die Arbeit nicht mehr aufzunehmen. Bis auf wenige Ausnahmen folgten die gewerblichen Arbeitnehmer dem Aufruf und auch etwa ein Dutzend Angestelle machten nach einer Kundgebung vor dem Werkstor Feierabend. Auch die Spätschicht war aufgerufen, die Arbeit früher zu beenden.

Recaro ist seit dem Austritt aus dem Arbeitgeberverband Ende 2005 nicht mehr tarifgebunden. In den bisherigen Verhandlungen war die Geschäftsleitung trotz Zugeständnissen der IG Metall nicht bereit einen Anerkennungstarifvertrag abzuschließen. Sie bestand darauf, dass Lohnerhöhungen von der Gewinnsituation des Unternehmens abhängig sein sollen. Die IG Metall lehnt dagegen eine Abkoppelung der Recaro-Entgelte vom Flächentarifvertrag ab und sieht in ertragsabhängigen Löhnen nur eine weitere Verlagerung des unternehmerischen Risikos auf die Beschäftigten.

Nachdem die Verhandlungen über einen Anerkennungstarifvertrag gescheitert waren, hat die IG Metall-Mitgliederversammlung bei Recaro Ende April eine Erhöhung der Entgelte um 6,5 % gefordert, wie in der M&E-Industrie auch. Die Geschäftsleitung hat bis heute noch nicht offiziell darauf reagiert.

Mit dem Warnstreik haben die Beschäftigten deutlich gemacht, dass sie eine Abkoppelung vom Flächentarifvertrag ablehnen. Bereits 2006 gab es bei Recaro 1,5 % weniger Tariferhöhung als nach dem Flächentarifvertrag der IG Metall und auch dieses Jahr bezahlt das Unternehmen wiederum 1,1 % weniger. "Außerdem geht es den Beschäftigten auch um verlässliche Regelungen für die Zukunft, um nicht jedes Jahr von der Gnade eines Geschäftsführers bzw. den von ihm festgelegten Ertragszahlen abhängig zu sein," sagte der Vertreter der IGM-Bezirksleitung Stuttgart, Frank Iwer.

Die IG Metall kündigte weitere Aktionen an für den Fall, dass die Geschäftsleitung weiterhin Verhandlungen blockiere. "Wenn Warnstreiks nicht ausreichen sollten, dann gehen wir auch in die Urabstimmung, und ich bin sicher, dass sich dann mehr als die erforderlichen 75 % der IG Metall-Mitglieder für einen Erzwingungsstreik aussprechen werden," so Jürgen Groß-Bounin von der IG Metall Esslingen. "Jetzt liegt es aber erst einmal an der Geschäftsleitung, ob sie bereit ist, an den Verhandlungstisch zurückzukehren," so Groß-Bounin weiter.

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Kundgebung am Werkstor4

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Letzte Änderung: 21.11.2007