Pressemitteilung IG Metall Esslingen

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09.01.2025 Karenztage: Angriff auf Arbeitnehmerrechte ist die falsche Antwort auf die wahren Probleme

Karenztage: Angriff auf Arbeitnehmerrechte ist die falsche Antwort auf die wahren Probleme

Die Diskussion über Karenztage alarmiert uns als IG Metall Esslingen. Der Vorstoß von Allianz-Chef Oliver Bäte, wieder Karenztage einzuführen, um angeblich hohe Fehlzeiten zu reduzieren, ist eine Wiederholung altbekannter und unanständiger Forderungen, um Personalkosten zulasten der arbeitenden Bevölkerung zu senken. Diese Vorschläge ignorieren jedoch die wahren Ursachen für Fehlzeiten.

"Statt mit fadenscheinigen Vorschlägen wie Karenztagen die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schwächen, brauchen wir eine ehrliche Debatte über die Ursachen von Fehlzeiten. Zunehmende Arbeitsverdichtung, ungesunde Arbeitsbedingungen und psychische Belastungen sind die wahren Herausforderungen - nicht vermeintliche Fehlzeiten. Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und echte Lösungen zu liefern. Solche Forderungen auf den Tisch zu legen, während die Beschäftigten unter diesen Belastungen leiden, ist ein Skandal", betont Alessandro Lieb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen.

Zudem hält die von Allianz-Chef Oliver Bäte genannte Zahl von 20 Krankheitstagen keiner Überprüfung stand und blendet Tatsachen aus.
Die von den Krankenkassen gemeldeten Höchstwerte sind "zum größten Teil ein rein statistischer Effekt", sagte OECD-Arbeitsmarktexperte Christopher Prinz dem Spiegel. Daten der OECD zufolge fehlten Beschäftigte in Deutschland im Jahr 2023 im Schnitt 6,8 Prozent ihrer Arbeitszeit wegen einer Krankheit - so viel wie im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019. Es gab einen Anstieg nach den Coronajahren, wie der Spiegel weiter unter Berufung auf OECD-Daten berichtete. Das sei jedoch eine Rückkehr auf das Normalniveau gewesen, denn in den Pandemiejahren 2021 und 2022 war der Krankenstand gesunken, möglicherweise wegen der vermehrten Kurzarbeit und Homeoffice¬nutzung.
Auch die Umstellung auf die elektronische Krankmeldung (EAU) seit 2023 hat dazu beigetragen, dass mehr Krankheitstage erfasst wurden, so Max Czipf zweiter Bevollmächtigter der IG Metall. Insgesamt gilt: Man sollte erst die Fakten prüfen, bevor man Unterstellungen gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern erhebt.

Ein Angriff auf tarifvertragliche und gesetzliche Standards, wie ihn Bäte und andere fordern, ist der falsche Weg.
Wer ernsthaft Fehlzeiten reduzieren und den Wirtschaftsstandort stärken möchte, muss die Kernprobleme angehen: bessere Arbeitsbedingungen, eine gerechtere Verteilung von Arbeit und eine Stärkung der betrieblichen Gesundheitsschutzmaßnahmen.
Wir brauchen eine positive Debattenkultur und kein Misstrauen gegenüber den eigenen Beschäftigten. Die IG Metall Esslingen appelliert an Politik, Arbeitgeber und Verbände, gemeinsam an einem ernst gemeinten Pakt für bessere Arbeitsbedingungen und einen starken Wirtschaftsstandort zu arbeiten. Die strukturellen Herausforderungen brauchen ernstgemeinte Lösungsansätze! Nur so können wir langfristig erfolgreich sein und eine faire Arbeitswelt schaffen.

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Letzte Änderung: 09.01.2025