Pressemitteilung
Im Rahmen einer Betriebsversammlung wurden die Beschäftigten am gestrigen Mittwoch über die aktuelle Situation der vorläufigen Insolvenz informiert. Geschäftsführer Ulrich Severin, der Generalbevollmächtigte Dr. Alexander Fridgen und der vorläufige Sachwalter Holger Blümle übernahmen den Bericht von Arbeitgeberseite. Ob und in welcher Form der Betrieb in Kirchheim über das Jahresende hinaus fortgeführt werden kann, blieb unklar. Fehlende Kundenaufträge verringern die Chancen auf Weiterbeschäftigung der 215 Beschäftigten der Recaro Automotive GmbH in Kirchheim erheblich. Die Produktion soll bis Ende des Jahres geschlossen werden. Ein möglicher Verbleib eines Sales und Technologie Centers in der Region wurde in den Raum gestellt.
Aus heutiger Sicht wird der größte Einzelkunde in diesem Jahr keine Sitze mehr abrufen. Das zweite Standbein, das Aftermarket-Geschäft, bietet zudem nicht ausreichend Aufträge, um alle Beschäftigten abzusichern.
Spitze des Managementversagens erreicht!
"Mal wieder müssen die Beschäftigten die Zeche für jahrelanges Missmanagement zahlen", kritisiert Alessandro Lieb, Geschäftsführer der IG Metall Esslingen. "Es ist ein Trauerspiel, was hier mit einem Traditionsunternehmen geschehen ist. Da blutet einem das Herz."
Auch der Betriebsratsvorsitzende von Recaro Automotive, Frank Bokowits, äußert sich wütend: "Seit Jahren haben die Beschäftigten und der Betriebsrat auf die vielen Baustellen hingewiesen, doch das Management hielt es nicht für notwendig, auf unsere Hinweise und Anregungen einzugehen. Die Konsequenzen dürfen nun die 215 Beschäftigten und ihre Familien tragen!"
Auf der Betriebsversammlung machte der Betriebsrat deutlich, dass man unter diesen Umständen mit betriebsbedingten Kündigungen von mehr als 150 Beschäftigten rechnen muss. Diese Befürchtungen wurden von der
Arbeitgeberseite nicht dementiert.
Unter diesen Gesichtspunkten erscheint die angemeldete Insolvenz in Eigenverwaltung mehr als fragwürdig. Bis zum heutigen Tag konnte das Management keine zukunftsfähige Planung und Sanierungslösung für den Standort
Kirchheim vorlegen.
In den kommenden Wochen sind Verhandlungen zwischen der Arbeitgeberseite und dem Betriebsrat, gemeinsam mit der IG Metall, über einen Interessenausgleich und Sozialplan geplant. Das Arbeitsrecht sieht im Rahmen eines eröffneten Insolvenzverfahrens nur eingeschränkte finanzielle Spielräume für Abfindungen der betroffenen Beschäftigten vor. "Auch das geht wieder zulasten der Menschen bei Recaro", stellt Lieb fest.
Trotz dieser schwierigen Situation wird die IG Metall gemeinsam mit dem Betriebsrat alles daran setzen, um für die Beschäftigten das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und die sozialen Härten so gut es geht abzufedern. "Wir lassen die Kolleginnen und Kollegen nicht allein", so Bokowits und Lieb abschließend.
Ansprechpartner:
Alessandro Lieb
1. Bevollmächtigter
IG Metall Esslingen
Letzte Änderung: 12.09.2024