Maschinenbaukonferenz in Esslingen

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12.04.2024 Exportschlager oder Auslaufmodell?

Mit rund 320.000 Beschäftigten in Baden-Württemberg ist der Maschinenbau ein bedeutender Wirtschaftszweig. Die IG Metall Baden-Württemberg nimmt auf der Maschinenbau-Konferenz "Exportmodell oder Auslaufmodell - Perspektiven des Maschinenbaus" am heutigen Donnerstag die Branche genauer in den Blick, denn auch der Maschinenbau steckt in einem tiefgreifenden Wandel. 150 Betriebsräte und Gäste diskutieren heute darüber, wie eine gute Zukunft für den Maschinenbau aussehen kann und was dafür zu tun ist.

IG Metall Bezirksleiterin Barbara Resch: "Baden-Württemberg ist das Herz der deutschen Maschinenbauindustrie. Doch die Branche steht unter Druck. Damit der baden-württembergische Maschinenbau seine Spitzenposition halten kann, braucht es jetzt die richtigen Impulse. Sonst drohen der Abbau von Beschäftigung und der Verlust von Wertschöpfung."

Eine Befragung unter Betriebsratsvorsitzenden von 137 Betrieben liefert einen detaillierten Einblick in die aktuelle Lage des Maschinen- und Anlagenbaus im Südwesten:

  • Die Ergebnisse zeigen, dass der baden-württembergische Maschinenbau nach wie vor eine globale Spitzenstellung einnimmt. So ergibt die Befragung, dass 81 Prozent der Betriebe hochkomplexe Produkte mit hohem Exportanteil fertigen und kundenindividuelle Lösungen für den Weltmarkt anbieten.
  • Die Zukunftsaussichten trüben sich aber deutlich ein. Laut dieser Umfrage ist die wirtschaftliche Situation für 2024 angespannt, mit Blick auf das Jahr 2030 verschlechtern sich die Aussichten deutlich. So schätzen 39 Prozent der Befragten die Zukunftsperspektiven ihrer Betriebe bis 2030 als eher schlecht ein, lediglich knapp ein Viertel (23 Prozent) blickt zuversichtlich in die Zukunft.
  • Das liegt auch daran, dass laut der Befragung die Kompetenzen und Fähigkeiten der Standorte in den letzten drei Jahren abgenommen haben: 44 Prozent geben an, dass sich die Qualifikationen der Beschäftigten verschlechtert haben. 38 Prozent beobachten einen Verlust der Innovationsfähigkeit, 37 Prozent beklagen einen Rückgang bei der Qualität der Produkte.
  • Auch von einem Verlust der Wertschöpfung ist die Branche betroffen: In mehr als der Hälfte der Betriebe sind Verlagerungen geplant oder laufen bereits: 56 Prozent der Betriebe berichten von Abwanderung, vor allem nach Osteuropa und China.
  • Bei all den Veränderungen hat ein Drittel der Betriebe keine Strategie, wie der Standort auch in der Zukunft bestehen bleiben kann. 34 Prozent der Betriebe geben an, dass sie keine Strategie zur Sicherung des Fortbestands für den Standort in Baden-Württemberg haben.

Von den Unternehmen fordern die Arbeitnehmervertreter in die Standorte zu investieren und diese zu modernisieren (72 Prozent), Beschäftigung zu sichern (72 Prozent) und die Beschäftigten an Zukunftsfragen zu beteiligen (69 Prozent). 64 Prozent der befragten Betriebe verlangen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für neue Anforderungen qualifiziert werden, und die Mehrheit der Betriebe pocht darauf, dass Zukunftsprodukte für die Standorte in Baden-Württemberg angesiedelt (53 Prozent) und Zukunftsvereinbarungen und Zukunftstarifverträge abgeschlossen werden (46 Prozent).

IG Metall-Bezirksleiterin Barbara Resch unterstreicht diese Forderungen: "Wir erwarten von den Unternehmen ein klares Bekenntnis zum Standort Baden-Württemberg. Das bedeutet, Investitionen hier zu tätigen und von der Verlagerung abzusehen. Ebenso braucht es Unternehmensstrategien, die nicht nur auf kurzfristige Gewinne, sondern auf eine langfristige Standort- und Beschäftigungssicherung abzielen. Dabei muss immer die Sicht der Beschäftigten mit in den Blick genommen werden."

Der Politik stellen die Betriebsratsvorsitzenden ein verbesserungswürdiges Zeugnis aus. So halten 80 Prozent der befragten Betriebe die politischen Rahmenbedingungen für nicht förderlich und fordern die Politik auf, für eine Verbesserung der Standortfaktoren zu sorgen und Anreize für Investitionen zu schaffen.

In der Zukunfts-Agenda zur Zukunft des Maschinenbaus in Baden-Württemberg nehmen Barbara Resch und die IG Metall Baden-Württemberg neben den Unternehmen auch die Politik in die Pflicht. "Von der Politik fordern wir die aktive Förderung der Transformation des Maschinenbaus, ähnlich der Unterstützung, die die Automobilindustrie durch die Landesagentur e-mobil BW und den Strategiedialog Automobilwirtschaft erfährt. Zugleich gilt in Zeiten knapper Haushaltsmittel: Die Flankierung der Transformation durch Förderprogramme darf nicht dem Rotstift zum Opfer fallen. Ganz im Gegenteil, jetzt schlägt die Stunde der Industriepolitik. Nur wenn wir alle Kräfte bündeln, kann uns ein guter Wandel gelingen und Baden-Württemberg ein starker und innovativer Wirtschaftsstandort bleiben", so Resch.

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Zukunftsagenda

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Letzte Änderung: 12.04.2024