ST Stanztechnik

IG Metall: Pressemitteilung

04.04.2022 Die IG Metall geht juristisch gegen Behinderung der Betriebsratswahl vor

  • IG Metall Esslingen stellt Strafantrag gegen Unterensinger Geschäftsführung
  • Gewerkschafter Gerhard Wick: "Gesetze enden nicht am Werkstor"
  • Beschäftigte wählen Ende April erstmals einen Betriebsrat

Die IG Metall Esslingen hat die Geschäftsführer der ST Stanztechnik in Unterensingen wegen Behinderung der Betriebsratswahl angezeigt. Die Firma hat bisher noch keinen Betriebsrat, ein erheblicher Teil der gut 170 Beschäftigten will dies jedoch ändern und kämpft seither gegen den Widerstand der beiden geschäftsführenden Gesellschafter Günther und Volker Mayer. Nun hat die Gewerkschaft die Justiz eingeschaltet. IG Metall-Geschäftsführer Gerhard Wick: "Wir dürfen nicht zulassen, dass Unternehmenslenker mit dem Denken durchkommen, dass die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland am Werkstor aufhören."

Zur Vorgeschichte: Im Oktober vergangenen Jahres hat die IG Metall Esslingen der Firmenleitung den Wunsch der Belegschaft mitgeteilt und um ein Gespräch zur Klärung der Modalitäten gebeten. Dies ist bei Betriebsratswahlen durchaus üblich - nicht aber für die Unterensinger Brüder. Sie ließen nichts unversucht, um die Betriebsratswahl zu behindern: Mal lehnten sie Termine ab, weil diese angeblich zu kurzfristig waren, mal kam ein Urlaub dazwischen, mal ließ die Arbeitsbelastung kein Treffen zu. Schließlich zweifelten die Firmenlenker sogar an, dass die IG Metall bei dem Metallverarbeiter überhaupt Mitglieder vertrete - eine zwingende Voraussetzung, um tätig werden zu können.

Offenbar fühlen sich die Geschäftsführer von dem Wunsch der Belegschaft persönlich beleidigt, darauf deutet ein Aushang von Günther Mayer vom 4. Februar 2022 hin. Darin heißt es wörtlich: "Sollte die Stanztechnik-Belegschaft tatsächlich einer Betriebsrat-Gründung zustimmen, muss ich persönlich davon ausgehen, dass ich Fehler in der bisherigen Führung gemacht habe und schließe daraus, dass ich nicht mehr der geeignete Firmenlenker bin. Ich müsste dann für mich selbst und damit für die Firma die notwendigen Konsequenzen ziehen und dem Betriebsrat weitgehend die zukünftigen Geschicke überlassen."

Die Aufforderung der IG Metall, eine Einladung zur Wahl des Wahlvorstands im Betrieb auszuhängen, wurde seitens der Firmenleitung abgelehnt - angeblich, um die Fürsorgepflicht für die Beschäftigten in Pandemiezeiten nicht zu verletzen. Die Beschäftigten ließen sich davon nicht beirren und kamen trotz-dem zur Wahlversammlung in die Gemeindehalle Udeon in Unterensingen, die selbstverständlich unter Hygieneauflagen und mit Abstand durchgeführt wurde. Thomas Maier, zuständiger Gewerkschaftssekretär in Esslingen: "Am Wahltag haben 75 Beschäftigte während der Arbeitszeit den Betrieb verlassen, manche kamen extra aus dem Urlaub. Ein beeindruckendes Statement, um zu zeigen, dass Rechte nur dann gelten, wenn man sie sich auch nimmt."

Mittlerweile hat der Wahlvorstand seine Arbeit aufgenommen, die Wahl ist für Ende April geplant. Ob Günther Mayer dem Betriebsrat dann weitgehend die zukünftigen Geschicke der Firma überlässt, darf bezweifelt werden.

Letzte Änderung: 04.04.2022