Sabine Jensch

Vorschaubild

27.03.2017 Nach der Ausbildung im Maschinenbau schlug sie den Abendschul-Weg zur REFA-Fachfrau ein. Bevor Sabine freigestellte BR-Vorsitzende wurde, arbeitete sie bei Nagel in NT in der Arbeitsvorbereitung.

DGB-Arbeitnehmerinnenempfang 2015 in Stuttgart (Sabine ganz links) / Copyright: IG Metall Esslingen

Sabine, du bist mit 26 Jahren in die Gewerkschaft eingetreten. Was hat dich bewogen? Wie war das damals?

Ich arbeitete zu dieser Zeit bei der Firma Müller-Weingarten. Zu der Zeit war diese im Umbruch und keiner wusste, wo es lang geht für die Mitarbeiter. Um besser mitentscheiden zu können, brauchte man auch eine starke Gemeinschaft und das war mein Einstig in die IG Metall.

Seit ein paar Jahren bist du im und außerhalb des Betriebs für deine Kolleginnen und Kollegen aktiv - in der Frauenarbeit, im Bereich Schwerbehinderte und Arbeitssicherheit, als Vertrauensfrau sowie als Betriebsratsvorsitzende. Welche Funktion liegt dir besonders am Herzen und warum?

Landesweite Tarifkundgebung in Ludwigsburg 2015 (Sabine rechts) / Copyright: IG Metall Esslingen

Die Arbeit für die Frauen liegt mir sehr nah am Herzen, da es immer noch sehr viel Ungerechtigkeiten gibt. Es gibt immer noch Firmen, die die Arbeit der Frauen anders werten als die der männlichen Kollegen. "Gleiches Geld für gleiche Arbeit" bekommen Frauen vielerorts trotz Rechtsprechung, Gleichstellung und ERA nicht.
Das bedeutet einfach immer noch viel Arbeit und vor allem sehen es die Firmen nicht gern, wenn man es schriftlich haben möchte. Mit dem Entgelttransparenzgesetz geht es in die richtige Richtung, obwohl die Begrenzung auf große Betriebe falsch ist.
Allerdings muss es dann auch heißen, das Verlangen der Offenlegung der vergleichbaren Entgelte auch mit Rückgrat durchzusetzen und dabei müssen wir Frauen uns gegenseitig unterstützen.
Ich wurde so erzogen, dass ich mein eigenes Geld verdienen muss, was damals noch belächelt wurde. Meiner Mutter war es damals wichtig. Für meine Tochter ist es normal heute. Da hat sich die Erziehung weiter entwickelt. Was sich aber immer noch nicht geändert hat sind die Betriebe, die die Arbeit der Männer immer noch höher werten,

Was war denn bisher dein persönliches gewerkschaftliches Highlight?

Dass die Arbeit der Frauen mit dem Ortsfrauenausschuss jetzt auch wieder einen festen Platz gefunden hat in der IG Metall Esslingen und wir eine bunte, arbeitsfähige Gruppe von Kolleginnen und offen für andere sind. Wir halten unsere Arbeit transparent, freuen uns über neu dazu stoßende Frauen und weitere Anregungen.
Vor der Betriebsratswahl 2014 produzierten wir einen Film, in dem wir die Frauen aufforderten, zu wählen und selber auch zu kandidieren.
In diesem Monat veröffentlichten wir einen Film zur Entgeltungerechtigkeit. Schaut ihn euch an!

Tarifrunde 2015 - Warnstreik bei Nagel (Sabine mit Schild) / Copyright: IG Metall Esslingen

Welche Themen sollte die IG Metall deiner Meinung nach künftig angehen?

Ein wichtiger Punkt ist die Rente. Sie ist auch wichtig für unsere Jugend, da es immer weniger Rente geben wird für uns alle.
Darüber hinaus muss das Thema Leiharbeit angegangen werden: Viele junge Leute oder Arbeitnehmer über 45 Jahre bekommen mittlerweile nur einen Leiharbeit-Job.

Sabine, verrätst du uns, was du in deiner Freizeit unternimmst, ob du ein Hobby hast?

Neben der Arbeit und meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der IG Metall bleibt mir nicht so viel Zeit, aber dann fahre ich sehr gerne Motorrad. Allerdings werde ich langsam eine Schön-Wetter-Fahrerin. Früher war das anders, da bin ich auch bei Schnee mit Spikes an den Stiefeln gefahren.

Welches Buch hast du als letztes gelesen?

Die Himmelsmalerin von Pia Rosenberger.
Es geht um eine junge Frau aus Esslingen, die ohne Mutter aufwuchs. Ihr Vater, Herr Luginsland, ein berühmter Glasmaler aus Esslingen, brachte seiner Tochter heimlich die Kunst des Glasmalens bei. 1300 durften Frauen keine Ausbildung machen und die Väter verheirateten ihre Töchter mit einem Ehemann, den sie auswählten. Und es geht um die Macht der Kirche.

Sabine (Mitte) im Kreis ihrer KollegInnen des Schwerbehindertenarbeitskreises

Am liebsten hörst du ...

Rockmusik und ich gehe gern mit meiner Tochter auf Open-Air-Konzerte.

Was ist für dich die optimale Entspannung?

Kein Handy, kein Telefon und keiner der mich stört oder auch die Fahrt auf dem Motorrad.

Hast du ein Lebensmotto?

Schaue auf deine Gesundheit. Nur wenn du dich fit fühlst, kannst du auch anderen helfen.

Frauen-Wochenend-Seminar 2016 (Sabine rechts außen) / Copyright: IG Metall Esslingen

Gibt es etwas, was du schon immer mal sagen wolltest?

Es gibt immer noch zu wenig Menschen, die zu ihrer Meinung stehen und diese auch vertreten.

Wenn du im Lotto gewinnen würdest, was würdest du tun?

Die Frage kann ich spontan nicht beantworten.

Liebe Sabine, herzlichen Dank für deine interessanten Antworten!


Die Fragen stellte Heike Diesing.

Letzte Änderung: 20.03.2017