Hirschmann vor weiterem Verkauf?

11.08.2006 Der Investmentfonds HG Capital richtet die "Braut" Hirschmann in Neckartenzlingen zum weiteren Verkauf, wahrscheinlich wieder an einen Fonds. Vorher bleiben Arbeitsplätze auf der Strecke.

Das ehemalige Familienunternehmen Hirschmann mit den früheren Standorten Esslingen und Neckartenzlingen hatte ca 3500 Arbeitsplätze und ca 200 Ausbildungsplätze.
Die Familie verkaufte vor 12 Jahren an Rheinmetall. Danach gab es 18 Sozialpläne. Esslingen wurde ganz geschlossen und in Neckartenzlingen wurde drastisch reduziert. Zur Zeit sind noch ca 1000 Beschäftigte bei Hirschmann.

Vor 3 Jahren wurde das Unternehmen an den Fonds "HG Capital" weiterverkauft. Von den geschätzen 100 Mio EURO Kaufpreis wurde wahrscheinlich zu Lasten des Betriebes ca 40 % über Kredit finanziert. Dieser wurde in den letzten 3 Jahren vermutlich zu 60 % getilgt. Eine starke Leistung der Belegschaft. Dazu kommen Teilverkäufe wie Logistik oder Hausantennenfertigung bzw. Know How.

Die Firma wurde aufgespalten in Hirschmann Automation and Control (HAC) - in diesem Bereich geht es um den Abbau von 57 Arbeitsplätzen - und in Hirschmann Car Communication (HCC). In diesem Teil ist jüngst der Abbau von 37 Arbeitsplätzen geregelt worden. Jetzt sollen weitere 50 Beschäftigte gekündigt werden und gleichzeitig sollen die verbleibenden ArbeitnehmerInnen 40 Stunden arbeiten, um weitere 20 Beschäftigte entlassen zu können.

Die Geschäftsführung macht alles, um kurzfristig den Unternehmenswert zu steigern, damit "HG Capital" einen großen Profit einstecken kann. Die Arbeitsplätze, die Innovationskraft, die Tradition und die Zukunft der Firma mit ihren Produkten sowie Zukunftschancen für die jungen Menschen im Raum Nürtingen/Neckartenzlingen spielen keine Rolle. Alle Bereiche sollen so zugerichtet (hingerichtet) werden, dass der neue Käufer - wieder ein Fonds, die Option hat, die Einzelteile gewinnbringend weiter zu verscherbeln.
Das kann das Aus von Hirschmann sein.

Die IG Metall hat eine betriebliche Tarifkommission gebildet. Ziel ist der Abschluss eines Standorttarifvertrages, der die Chance auf Erhalt von Hirschmann in Neckartenzlingen festschreibt.
Dabei bezieht die IG Metall die Beschäftigten in die Diskussion zu zukünftigen Produkten und weitere Möglichkeiten zum Insourcing ein. Der von "HG Capital" eingesetzte Geschäftsführer weigert sich generell mit der Tarifvertragspartei IG Metall über einen Tarifvertrag gemäß Pforzheimer Abkommen zu reden.
Deshalb bereiten wir zusammen mit den Belegschaften eine Auseinandersetzung über einen Sozialtarifvertrag zum geplanten Personalabbau vor.

Auch muss sich die Landesregierung in diesen Prozess einschalten. Es kann nicht zu gelassen werden, dass ein traditionsreicher Mittelstandsbetrieb, der durch die Leistung von einigen Generationen weltbekannt und in einigen Produktbereichen Weltmarktführer ist, den kurzfristigen Profitinteressen von "Heuschrecken" geopfert wird.

Letzte Änderung: 21.11.2007