Sorgen um ein Auskommen im Alter

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17.06.2016 "Trübe Aussichten für junge Arbeitnehmer"

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Die Renten bleiben von Jahr zu Jahr immer weiter hinter den Arbeitseinkommen zurück. Die IG Metall drängt auf Änderungen. Ihr Ziel: Die Renten müssen wieder ein auskömmliches Alterseinkommen bieten. Was er von der Rente erwartet, das erklärt der junge Zerspanungsmechaniker Sven Mütze im Interview.

Die IG Metall und die anderen DGB Gewerkschaften drängen auf Änderungen bei der Rente. Im Sommer wollen sie ein Konzept für eine bessere gesetzliche Alterssicherung vorstellen. Ihr Ziel: Renten sollen wieder ein auskömmliches Alterseinkommen bieten. Zurzeit bewegen sie sich immer weiter davon weg. Das macht Beschäftigten in allen Altersgruppen Sorge, besonders aber den Jungen, wie eine Umfrage im Auftrag der IG Metall belegt.

"Die Studie zeigt, dass gerade die Jüngeren bereit wären, mehr in das solidarische System der gesetzlichen Rente zu investieren, wenn es ihnen den Lebensstandard im Alter annähernd sichert", sagt Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. Sven Mütze ist einer dieser Jungen. Im Interview erklärt der 24-Jährige, was er über seine künftige Rente denkt. Mütze arbeitet als Zerspanungsmechaniker bei den Deutschen Edelstahlwerken in Hagen.

Du bist erst 24. Machst Du Dir überhaupt schon große Gedanken über Deine spätere Rente?

Sven Mütze: Nicht nur Gedanken, Sorgen. Und das machen sich sehr viele Junge hier im Betrieb. Ältere auch, obwohl sie ja oft noch einiges an Rente zu erwarten haben. Aber für uns Junge, die erst in über 40 Jahren in Rente gehen, sehen die Aussichten trüb aus. Nach aktuellem Stand würde ich 800 Euro netto gesetzliche Rente bekommen. Das finde ich erschreckend wenig. Seit ich in eine eigene Wohnung gezogen bin, sehe ich, wie teuer das Leben ist. 800 Euro reichen gerade mal für die Miete. Da fragt man sich: Wofür gehe ich arbeiten, wenn am Ende des Arbeitslebens nicht genug zum Leben übrig bleibt?

Das hört sich ziemlich pessimistisch an.

Ich verdiene ja noch recht gut. Ich arbeite in einem großen tarifgebundenen Industriebetrieb. Aber wie sieht die Zukunft für Leute aus, die in einer kleinen nicht tarifgebundenen Kfz-Werkstatt arbeiten? Oder in einer Wäscherei? Oder die sich von einem befristeten Job zum nächsten hangeln, Leiharbeiter sind oder längere Zeit arbeitslos? Zum Glück haben wir bei uns mit der IG Metall die unbefristete Übernahme durchgesetzt. Jeder Azubi wird übernommen. Aber das ist ja nicht überall so.

Du hast angesprochen, dass viele Ältere noch ganz gute Renten haben. Ärgert Dich das?

Auf keinen Fall. Das finde ich richtig. Meine Eltern zum Beispiel bekommen ordentliche Renten. Zu Recht. Sie haben immer gearbeitet und Beiträge gezahlt. Aber unsere Generation will für ihre Beiträge auch einmal eine Rente haben, von der sie leben kann.

Kannst Du mit einer Betriebsrente rechnen?

Ja, aber nur mit einer kleinen Werksrente. Ältere Kollegen bekommen noch etwa 200 Euro. Bei mir wird es weniger sein. Neu eingestellte Kolleginnen und Kollegen erhalten gar nichts mehr - die Werksrente wurde abgeschafft.

Hast Du schon an zusätzliche private Vorsorge gedacht?

Wenn ich eine gesetzliche Rente zu erwarten habe, die nicht zum Leben reicht, bleibt mir ja nichts anderes übrig. Leider. Ich hatte in eine Riesterrente investiert. Aber nachdem ich mich genauer über sie informiert habe, habe ich den Vertrag gekündigt. Die Riesterrente lohnt sich nicht. Private Vorsorge halte ich generell für eine unsichere Sache.

Wäre es für Dich okay, höhere Beiträge zu zahlen, wenn die gesetzliche Rente dann zum Leben reicht?

Ja, das könnte ich mir, da ich ganz gut verdiene, vorstellen. Schließlich würde ich ja später einmal davon profitieren. Ich finde es gut, wenn die IG Metall sich jetzt für eine bessere Rente engagieren will.

Letzte Änderung: 03.06.2016