Deutscher Betriebsräte-Preis 2012

Deutscher Betriebsräte-Preis - Anerkennung und Würdigung vorbildlicher Betriebsratsarbeit

10.10.2012 Unter den Nominierten: Festo

Auf Initiative der Zeitschrift "Arbeitsrecht im Betrieb" wird einmal jährlich der "Deutsche Betriebsrätepreis" verliehen. Mit dem Preis wird die vorbildliche Arbeit von Betriebsräten anerkannt, gewürdigt und ausgezeichnet.

In diesem Jahr ist auch ein IG Metall-Betriebsrat aus dem Bereich der Verwaltungsstelle Esslingen nominiert: Festo AG & Co. KG in Esslingen.

Frauen bei Festo sind häufig befristet beschäftigt und vor allem in den unteren und mittleren Entgeltgruppen anzutreffen. Nur wenige schaffen es in den besser bezahlten übertariflichen Bereich vorzudringen. Das wollen engagierte Betriebsrätinnen des Esslinger Steuerungsspezialisten ändern und sind mit ihrem Projekt für den Betriebsrätepreis nominiert.

Die Schlechterstellung von Frauen bei der Entlohnung wird oft beklagt, ohne dass sich nennenswert etwas ändern würde. Nicht mit uns, dachten sich die Frauen bei Festo, allen voran die Betriebsrätin Monika Heim. "Eigentlich schließt unser Entgeltsystem geschlechtsspezifische ungleiche Bezahlung aus. Andererseits berichten Kolleginnen immer wieder von ungleichen Löhnen bei gleicher Arbeit", erklärt Heim. "Wir vom Ausschuss Arbeit & Familie bei Festo wollten es deshalb genau wissen." Mit ihrem Projekt zur Entgeltgleichheit sind die Betriebsrätinnen von Festo für den Deutschen Betriebsrätepreis 2012 nominiert.

Analyse der Personaldaten
Entschlossen packten sie das Problem an der Wurzel an und recherchierten, ob und gegebenenfalls wo sich Diskriminierung in ihrem Betrieb manifestiert. Dazu erstellte das Personalwesen unter Beteiligung des betrieblichen Datenschutzbeauftragten eine Datei mit anonymisierten Personaldaten. Dabei wurden folgende Merkmale berücksichtigt: Geschlecht, Entgeltgruppe, Alter, Betriebszugehörigkeit, Arbeitszeit und Abteilung. 2011 erfolgte die Auswertung durch das IMU-Institut Stuttgart.

Die Analyse der Daten zeigt sonnenklar: Es gibt eine Geschlechterdiskriminierung bei Festo, und zwar in mehreren Aspekten. Bei der Untersuchung der Eingruppierungen stellen sich die Unterschiede zwischen Männern und Frauen so dar: Bei den unteren Entgeltgruppen sind Frauen deutlich überrepräsentiert. Auch bei den mittleren Entgeltgruppen, denen üblicherweise kaufmännische Ausbildungen zugrunde liegen, stellen Frauen den Hauptanteil. Bei den höheren Entgeltgruppen sind weibliche Beschäftigte dagegen wenig vertreten.

Ganz krass ist die Situation bei den übertariflich bezahlten Mitarbeitern. Bei den etwa 1000 ÜT-Beschäftigten dominieren Männer. 94 Prozent der ÜT-Beschäftigten sind männlich, nur 6 Prozent weiblich. "Deutlicher kann man es nicht zeigen, dass Frauen insgesamt noch lange nicht gleichgestellt sind", sagt Betriebsrätin Monika Heim. "Da wo es um Leitung und Führungsverantwortung geht, die dann auch besser entlohnt wird, stossen sie an eine gläserne Decke."

Frauen oft befristet beschäftigt

Nicht nur bei der Bezahlung sind Frauen schlechter dran. Auch bei der Frage befristet oder fest angestellt, sind Frauen benachteiligt. 14 Prozent der Frauen haben bei Festo einen befristeten Arbeitsvertrag, aber nur 6 Prozent der Männer. Den höchsten Anteil der befristet Beschäftigten weist der Produktions- und Montagebereich auf. Hier hat die Mehrheit der Frauen, nämlich 57,5 Prozent einen befristeten Arbeitsvertrag. Ursache hierfür sind die zahlreichen Neueinstellungen vor allem von Frauen nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008.

Monika Heim

"Mit einem Ergebnis in dieser Klarheit hatten wir nicht gerechnet", sagt die Betriebsrätin. Die Ergebnisse der Auswertung liegen auch der Geschäftsführung vor und erzeugen Handlungsdruck. Auch die Beschäftigten haben jetzt mehr Transparenz über das Entgeltsystem. "Allen ist klar, dass das so nicht bleiben kann", sagt Heim. Sie hofft, dass ihre Bewerbung beim Betriebsrätepreis die angepeilte Entgeltgleichheit bei Festo schneller ermöglicht und in anderen Unternehmen das Problembewußtsein erhöht.


Wir gratulieren den Kolleginnen zur Nominierung und werden über den Ausgang der Wahl berichten.

Letzte Änderung: 10.10.2012