Wie weiter bei Index/Traub?

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01.10.2010 Bei Index und Traub läuft zum Jahresende die mit der IG Metall vereinbarte Beschäftigungssicherung aus. Die Kurzarbeiterversammlung hat sich für die anstehenden Verhandlungen positioniert.

Bei Index und Traub läuft zum Jahresende die mit der IG Metall vereinbarte Beschäftigungssicherung aus. In der zweiten Oktoberwoche werden die Verhandlungen aufgenommen, wie es danach weiter geht. Die von der IG Metall eingerichtete Kurzarbeiterversammlung hat sich jetzt für die anstehenden Verhandlungen positioniert.

Index/Traub ist der größte Drehmaschinenhersteller Europas. Die ca. 2.200 Beschäftigten haben in den Jahren 2005 bis 2008 einen Nettogewinn von 68 Mio. EUR erwirtschaftet. Dabei sank der Personalkostenanteil von ca. 38 % auf 30 %, d.h. die Beschäftigten haben hervorragend gearbeitet. Im Jahr 2008 hat die Geschäftsführung zusätzlich ca. 25 Mio EUR Rückstellungen für Massenentlassungen gebildet.
Nach dem massiven Auftragseinbruch wollte die Leitung zuerst 500, dann 780 Entlassungen vornehmen und den Standort Reichenbach schließen. Mit diesem Panikkurs wäre das gesamte Unternehmen hochgradig gefährdet worden.

Die Belegschaft, zusammen mit der IG Metall und Betriebsrat, konnten diesen Kurs verhindern. Bis Ende 2010 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Die Belegschaft verzichtet zur Finanzierung der Remanenzkosten in der Kurzarbeit auf größere Teile beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Es wurde geregelt, dass in der Kurzarbeitsphase ein Qualifizierungsprogramm durchgeführt wird.
Weiterhin wurde vereinbart, einen vierteljährlichen Austausch über die Entwicklung des Unternehmens durchzuführen. Ähnliche Regelungen gibt es auch in anderen Betrieben.

Nur bei Index/Traub hält die Leitung sich nicht daran. Bei einer Umfrage unter den Beschäftigten haben nahezu alle erklärt, dass von einem Qualifizierungsplan nichts zu spüren war.
Weiterhin gibt es erhebliche Zweifel, ob es überhaupt ein Konzept für eine zukunftsfähige Strategie gibt.
Seit Monaten sind Berater in der Firma und ein Restrukturierungsmanager (CRO - Chief of restruction officer) ist eingesetzt.
Die Beschäftigten, die zurzeit den ständig wachsenden Auftragseingang abarbeiten, sind an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Gleichzeitig sind immer noch ca. 350 Beschäftigte in Kurzarbeit.
Es gibt großen Unmut darüber, dass Millionen Euro für Berater ausgegeben werden, drei Geschäftsführer sowie ein CRO bezahlt werden und gleichzeitig bei den Beschäftigten jeder Cent zweimal umgedreht wird.
Wie die Lage aktuell ist, ob noch Verluste oder seit Monaten wieder Gewinn gemacht wird, ist geheim. In den anderen Betrieben im Landkreis wird offen über diese Dinge informiert. Es sind ja auch die Belegschaften, die durch ihr Engagement die Firmen durch die Krise brachten.

Deshalb hat die Versammlung der Kurzarbeiter einstimmig folgende Eckpunkte für die anstehenden Gespräche beschlossen:
1. Bevor ein Arbeitnehmer gehen muss, muss der Geschäftsführer Uwe Rohfleisch gehen.
2. Nach den vielen Beratern, die in der Firma waren, muss die zukünftige Strategie der Beleg¬schaft vorgestellt werden.
3.Die Zahlen, die den Beratern und Banken selbstverständlich zugänglich sind, müssen auch den Arbeitnehmervertretern zur Verfügung gestellt werden.
4.Index/Traub muss in der internen Unternehmenskultur im 21. Jahrhundert ankommen. Die Belegschaft ist hochqualifiziert. Es sind erwachsene Menschen und sie wollen auch als solche behandelt werden.
5.Bevor es betriebsbedingte Kündigungen gibt, müssen auf der Basis eines zukunftsfähigen Konzeptes, das bisher nicht erkennbar ist, zuerst alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Dies könnten z.B. sein: vorübergehend eine 28 Stundenwoche, Kurzarbeit, gegen¬seitige Arbeitnehmerüberlassung oder Qualifizierungsmaßnahmen.

"Bei Herrn Rohfleisch hatte man bei den letzten Verhandlungen den Eindruck, er will auf Biegen und Brechen möglichst viele Leute entlassen. Das werden wir nicht zulassen", so Sieghard Bender von der IG Metall. Mit Herrn Rohfleisch könne man nicht konstruktiv verhandeln. Dies wurde bereits vor Monaten dem Verwaltungsratsvorsitzenden Klaus Frick mitgeteilt.

Letzte Änderung: 01.10.2010