Behr-Automotive in Insolvenz

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01.11.2007 Die Geschäftsführung von Behr-Automotive in Wendlingen hat am Mittwoch, 31. Oktober um 15.30 Uhr beim Amtsgericht Esslingen Insolvenz angemeldet.

Noch 20 Stunden zuvor, am Dienstagabend, hatte sie vor dem Arbeitsgericht Stuttgart im voll besetzten Verhandlungssaal erklärt, es stehe nichts Wichtiges für die Belegschaft an, deshalb brauche Sieghard Bender, 1.Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen, bis zur Entscheidung in der Hauptsache kein Zutrittsrecht in den Betrieb.
Von der Insolvenz betroffen sind der Betrieb in Wendlingen mit etwa 160 Beschäftigten und der Betrieb in Wallerstein bei Nördlingen mit etwa 230 Beschäftigten.

Das Amtsgericht Esslingen setzte Dr. Volker Grub als vorläufigen Insolvenzverwalter ein.
Es gab eine sofortige Absprache zwischen Dr. Grub und S. Bender, eine Stunde später im Betrieb eine Informationsveranstaltung für die Beschäftigten durchzuführen. Das Hausverbot war damit aufgehoben.

Bei dieser Veranstaltung wurden die weiteren Schritte dargestellt:
Die Lohnzahlung für die nächsten drei Monate ist durch das Insolvenzausgleichsgeld vom Arbeitsamt gesichert.
Für die IG-Metall-Mitglieder gelten die Tarifverträge weiter.
Ebenso gibt es keine Entlassungen.
Der Betriebsrat mit seinen Mitbestimmungsrechten bleibt.
Die Produktion wird fortgeführt.

In den nächsten Wochen wird ein Konzept erstellt, wie die Betriebe weitergeführt werden können. Es gibt bereits Interessenten für die Übernahme nach der Insolvenz. Bei der Ausarbeitung dieses Konzeptes beteiligt sich die IG Metall aktiv unter Einbeziehung der Vorschläge der Mitglieder.

Bei der anschließenden Diskussion waren besonders diejenigen Beschäftigten aufgebracht, die am Abend vorher beim Arbeitsgericht dabei waren, und dort erlebt hatten, wie die Geschäftsleitung das Hausverbot gegen S. Bender begründete.
"Diese Geschäftsleitung muss weg. Sie hat uns belogen und den Karren in den Dreck gefahren. Die können von ihren Honoraren gut leben, aber wir sorgen uns um uns und unsere Familien", sagte ein Arbeiter.
Die Gemüter waren nur mit der Aussage zu beruhigen, dass ab sofort die Geschäftsleitung nichts ohne Verwalter entscheiden darf und der Beratertross ab sofort nicht mehr bezahlt wird.

Bereits am Freitag, den 2. November wird in einem Gespräch zwischen Dr. Grub und S. Bender über die offenen Tariffragen und die nächsten Schritte beraten.

Erste Überlegungen der IG Metall sehen wie folgt aus:
1. Bestehende Aufträge wie Daimler C-Klasse und SLK werden weiter abgearbeitet.
2. Die ausgereizte Kapazität mit über 60 Leiharbeitern in Wallerstein wird zum Teil auf Wendlingen verteilt. Damit werden vorhandene Kapazitäten optimaler genutzt und eine Steigerung der Qualität ist möglich.
3. Die Ersatzteilfertigung geht weiter.
4. An einem möglichen Auftrag für VW und Daimler E-Klasse wird weitere gearbeitet.

Dies alles wird in enger Absprache mit den Verantwortlichen der IG Metall Augsburg, zuständig für den Werksteil Wallerstein, abgeklärt.

P.S. Der Richter am Arbeitsgericht Stuttgart folgte der Argumentation der Geschäftsführung zum Hausverbot für Sieghard Bender.
Mancher ist doch weit weg von der Realität in der Arbeitswelt.

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Kundgebung bei E.Behr Automotive_2

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Letzte Änderung: 23.11.2007