Tarifflucht im Kfz-Handwerk

25.08.2007 Nachdem der Landesinnungsverband des Kfz-Gewerbes im April bereits beschlossen hat, zukünftig keine Tarifverträge mehr zu vereinbaren, bereitet sich die IG Metall auf eine harte Auseinandersetzung vor.

Mit einer Satzungsänderung hat sich die Kfz-Landesinnung aus der Tarifverantwortung gestohlen und ihre Tarifzuständigkeit aufgegeben. Flächendeckende Tarifverträge wird es demnach in Zukunft nicht mehr geben. Diese sollen dann von einer Tarifgemeinschaft abgeschlossen werden, der die einzelnen Arbeitgeber beitreten können - oder auch nicht. Im Extremfall müsste die IG Metall mit jedem einzelnen Autohaus einen eigenen Tarifvertrag abschließen.

Wie dann ein solcher Tarifvertrag aussehen wird, hängt ganz allein von der Stärke der Belegschaft jedes einzelnen Betriebs ab. "Und hier glauben viele Arbeitgeber, dass sie Verschlechterungen für ihre Beschäftigten durchsetzen können," so Jürgen Groß-Bounin von der Esslinger IG Metall.

Zurzeit gelten die alten Tarifverträge noch, und erst im Juni wurden die Löhne und Gehälter um 1,9 % erhöht. Wie die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen in Zukunft aussehen werden, ist jedoch ungewiss. Die Arbeitgeber haben die Kündigung sämtlicher Tarifverträge angekündigt. Dann gelten die bisherigen Tarifregelungen nur für die Mitglieder der IG Metall weiter, und zwar so lange bis ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen wird. Beschäftigte, die nicht in der IG Metall sind, haben nur einen Anspruch auf die gesetzlichen Regelungen. Das heißt 48 Stunden pro Woche, nur vier Wochen Urlaub, kein Urlaubsgeld, kein Weihnachtsgeld, keine vermögenswirksamen Leistungen und keine Alterssicherung - um nur die größten Verschlechterungen zu nennen.

Die IG Metall Esslingen hat die Kfz-Innung Nürtingen-Kirchheim aufgefordert, Position zu beziehen und zu erklären, ob sie bereit ist, Tarifverträge für ihre Mitgliedsbetriebe abzuschließen. Eine Antwort der Innung wurde für Mitte September angekündigt.

Die IG Metall will auch weiterhin flächendeckende Tarifverträge. Nur damit kann eine Abwärtsspirale bei den Arbeitsbedingungen wirksam verhindert werden. Die IG Metall bereitet sich vorsorglich aber schon darauf vor, betriebliche Auseinandersetzungen führen zu müssen. Voraussetzung dafür ist, dass eine Belegschaft bereit ist, für tarifvertragliche Rechte einzutreten und die IG Metall auch mitgliedermäßig entsprechend stark ist.

Letzte Änderung: 21.11.2007