Strategiewechsel bei Norgren

25.07.2007 Nachdem die Schließung des Norgren-Werkes in Großbettlingen durch die Auseinandersetzung um einen Sozialtarifvertrag verhindert wurde, hat die Konzernspitze nun ihre Strategie grundlegend geändert.

Diese Neuausrichtung des Konzerns wurde von der Großbettlinger Belegschaft auf einer Betriebsversammlung mit Beifall aufgenommen. Nach Aussage des Geschäftsführers für Norgren Deutschland, Dr. Jürgen Ackermann, sind die Arbeits- und Ausbildungsplätze in Großbettlingen damit für die nächsten Jahre gesichert. Der Betriebsratsvorsitzende Hermann Metzger betonte, dass dieser Erfolg nur durch die große Geschlossenheit der Beschäftigten und die Unterstützung der IG Metall erreicht werden konnte. "Die Warnstreiks im Rahmen der Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag waren entscheidend, um die Geschäftsleitung zum Umdenken zu bewegen", so die Einschätzung von Jürgen Groß-Bounin von der Esslinger IG Metall.

Dieser Strategiewechsel ist bemerkenswert, da Konzerne eine einmal getroffene Entscheidung selten zurücknehmen. Die Entscheidung entspricht aber einer allgemeinen Tendenz in der deutschen Industrie, Arbeitsplätze sogar wieder aus Osteuropa zurück zu verlagern.

Norgren ist ein us-amerikanischer Konzern, der wiederum zum englischen IMI-Konzern gehört, und stellt insbesondere pneumatische Produkte für die Chemische Industrie, den Maschinen-bau und die Nutzfahrzeugindustrie her.
Statt Arbeit nach Osteuropa zu verlagern, werden nun die deutschen Standorte gestärkt.

Nach dem Motto "Besser statt billiger" will Norgren die Stärken seiner deutschen Standorte nun besser nutzen und ausbauen. Billigere Lohnkosten alleine reichen nicht aus, um am Markt erfolgreich zu sein. Die Kunden erwarten die Einhaltung von Lieferterminen, schnelle Reaktionsfähigkeit auf veränderte Abrufe sowie einen sehr hohen Qualitätsstandard. Dies ist in den deutschen Standorten besser gewährleistet als in Osteuropa.

Entsprechend der neuen Konzernstrategie kommt dem Werk in Großbettlingen die Funktion des Kompetenzzentrums für den Nutzfahrzeugbereich zu. Im Werk Fellbach wird die Mechanische Fertigung ausgebaut und der Standort Alpen (NRW) wird Logistikzentrum für Europa. Das Norgren-Werk in Tschechien konzentriert sich zukünftig auf arbeitsintensive Montagetä-tigkeiten.

"Der Kampf der Großbettlinger Belegschaft hat sich gelohnt - und nicht nur für sich selbst. Anfang Februar sollte das Werk noch geschlossen werden; heute sind die Arbeits- und Aus-bildungsplätze in allen deutschen Standorten ein Stück sicherer", so Jürgen Groß-Bounin von der IG Metall Esslingen.

Letzte Änderung: 21.11.2007